1. Die vorchristliche Zeit

 

Geologische Einordnung

 

Die Gemarkung Holzhausen ist Teil einer Eiszeitlandschaft, die aus gewaltigen Aufschüttungen von Kies und Sand besteht. Beim Abschmelzen der Gletschermassen bildeten sich Seen, und die Weser suchte sich den Weg durch die Porta.
Wie die Porta Westfalica entstand, ist unter Geologen umstritten. Es wird angenommen, daß sich an der Südseite des Gebirges ein gewaltiger Stausee befand, der sich von Hameln bis zur Porta erstreckte. Bevor der Durchbruch an der Porta erfolgte, führte der Weserverlauf in Richtung Osnabrück.
Warum sich das Wasser gerade hier die Bahn durch das Gebirge gebrochen hat, bleibt weitgehend ungeklärt. Ob das Gebirge lediglich an dieser Stelle weicheres Gestein aufwies, oder ob vielleicht innererdliche Vorgänge wie Erdbeben oder Gesteinsauflockerungen den Durchbruch ermöglichten, ist strittig.
Als sich das Wasser jedoch erst einmal einen Durchbruch verschafft hatte, sorgte seine Erosionskraft dafür, daß dieser auch erhalten blieb. So hatte der Stausee einen Abfluß und der Wasserspiegel sank langsam ab. Die Porta hatte anfangs bei weitem noch nicht ihre heutige Breite. Diese erreichte sie erst nach und nach durch Abwaschungen und Abschwemmungen.
In der jüngsten Eiszeit blieb unsere Heimat eisfrei. An beiden Seiten der Weser bildete sich in der Niederung eine durchgehende Auelehmdecke. Die Niederung wurde früher bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt. So entstand die fruchtbare Masch, die schon früh ackerbaulich genutzt wurde.

 

 

Erste Besiedlung

 

Älteste Zeugnisse einer Besiedlung sind die zahlreichen Funde von Faustkeilen, Steinbeilen und Arbeitsgeräten aus Geweihstangen. Diese Funde stammen aus der Steinzeit ca. 3.000 vor Christi.

 

 

 

Die Schulchronik berichtet über diese Funde:

"So wurden zwei Geweihstangen im Jahre 1925 in den Michelsohnschen Kieslöchern bei uns von Karl Rösener, Hausberge, gefunden. Ihre Länge beträgt 29 cm, ihr Gewicht 210 g. Die zweite kräftigere Geweihstange ist 31 cm lang und wiegt 735 g. Beide Geweihstangen gleichen einander in den Maßen. Sie tragen gerneinsam deutliche Spuren der Bearbeitung durch Menschenhand, wie Schnittspuren , Durchbohrung , Schneide und Glättung. Sie haben den Menschen einmal als Arbeitsgerät oder Waffe gedient, darum sind es wertvolle Urkunden, die uns etwas über das Leber und Treiben ihres Herstellers auszusagen vermögen. Sie können der mittleren wie der Jungsteinzeit als auch der Bronzezeit angehören.
Die Kiesgrube der Weser - Kies - Gesellschaft in Holzhausen lieferte Reste vom Schädel eines Moschusochsen in 4 Meter Tiefe unter der Erdoberfläche in scharfem, mittelkörnigem Sand gelegen. Ein Ringwirbel und ein Kreuzbein wurden ausTiefen bis zu 8 Meter unter Wasser geborgen. Die in der Kiesgrube gefundenen Säugetierknochen entstammen Tieren, die in einem kalten Zeitalter lebten. Eine ganze Reihe von Menschen­hand bearbeiteter Geweihgeräte kamen auch hier bis zu einer Tiefe von 5 Meter durch den Bagger heraus."

 

All diese Funde lassen darauf schließen, daß die hier lebenden Menschen ihren Lebensunterhalt als Jäger, Fischer und Sammler bestritten.


Um 1800 vor Chr. (Bronzezeit) kamen Germanenstämme aus Schweden,Norwegen und Dänemark. Diese hatten bereits Werkzeuge aus Bronze. Auch verstanden sie sich bereits aufs Spinnen und Weben.

 

 

 

Aus der jüngeren Bronzezeit etwa 1000 vor Chr. stammen Urnen, die in den Jahren 1930 und 1946 bei Wittenhusen und 1969 bei Kühme, Ellerburger Straße, gefunden wurden. Die Vermutung liegt nahe, daß die Menschen, die hier Urnenbestattung vorgenommen haben, bereits an den Orten der Funde seßhaft waren.
Sicher von einer Besiedlung kann man seit der Eisenzeit (500 v. Chr. - 500 n. Chr.) ausgehen. Die Häuser waren in dieser Zeit aus Baum­stämmen gefertigt und bestanden aus einem Raum, in dem Mensch und Vieh zusammenlebten. Über die Lebensumstände wissen wir bereits etwas mehr: beim Vieh, das damals gehalten wurde, handelte es sich um Rinder- und Pferderassen, die kleiner als die heutigen waren. Auch Ackerbau wurde mit Hilfe von hölzernen Hakenpflügen bereits betrieben. Es wurde Getreide angebaut, gemahlen und auch schon zu Brot verarbeitet. Es wurden bereits Tontöpfe gebrannt und Webstühle benutzt. Die Kleidung der Menschen bestand in der Regel aus Woll­hosen, Lederschuhen und Tierfellen.

 

Die Schulchronik berichtet:

 

"120 v. Chr. drängten Kimbern und Teutonen weiter nach Süden. Es kam zu Zusammenstößen mit den Römern. Unsere Heimat war von den Cheruskern, einem Germanenstamm, besiedelt. Der Schnakenborn soll eine Opferstätte gewesen sein, und die dort vorhandene Quelle läßt auf kultische Beziehungen schließen."

 

Welche Anzeichen es für die kultische Bedeutung der Quelle gegeben hat, wurde vom Chronisten leider nicht überliefert.

 

 

Die Schlacht bei Idistaviso

 

Auf ihren Zügen unter Germanicus 14 bis 16 n. Chr. zogen die Römer durch unser Gebiet. 16 n. Chr. fand in unserem heimatlichen Raum die Schlacht bei Idistaviso statt. Wo genau sich diese Schlacht abgespielt hat, bei der sich die beiden feindlichen Brüder Arminius und Germanicus als Heerführer gegenüberstanden, ist unter Geschichts­forschern sehr umstritten. Orte von Rinteln bis Nienburg werden genannt.

 

Rektor Seemann glaubt, in seiner Schulchronik davon ausgehen zu können, daß die Schlacht bei Idistaviso auf dem Gebiet des heutigen Holzhausens stattgefunden habe. Bei ihm findet sich auch die anschauliche, wenn auch historisch völlig ungesicherte Darstellung des Verlaufs der Schlacht. Arminius, der auf germanischer Seite bei den Cheruskern kämpfte, taucht in dieser Schilderung mit dem Namen 'Hermann' auf, sein Bruder Germanicus auf römischer Seite wird hier 'Flavius' genannt:

 

"Auf ihren Zügen unter Germanicus 14 bis 16 n. Chr. zogen die Römer bei Holzhausen durch die Weser und benutzten dabei die Furt, welche bis zum Jahre 1843 noch vorhanden war (Witten­husen). An dieser Stelle hatten die beiden feindlichen Brüder Hermann und F1avius jene denkwürdige Unterredung. Dieser im Römichen Dienste, im glänzenden Gefolge des Imperators Germanicus, jener an der Spitze seiner kampferfahrenen begeisterten Germanen, beide im Angesicht ihrer Heere hohnvol!e Worte wechselnd, Hermann stand am rechten, Flavius am linken Ufer. Da rief ihm Hermann zu: 'Oh komm herüber zu diesem freien Volke ! Was kämpfst Du in den Reihen des Römer gegen Dein eigenes Vaterland ! ' 'Nicht in Deutschland' , erwiderte Flavius, 'sondern in Rom winkt uns das Glück und die Freiheit. ' Hermann versetzte hierauf : 'Du sollst ein Führer des Volkes und nicht ein Verräter sein.' Flavius : 'Ich bin kein Verräter, Du aber wirst Dich und Dein Volk ins Verderben stürzen, wenn Du nicht abläßt, gegen Rom zu kämpfen. ' Heumann: 'Ich sehe, daß Du noch ein Auge hast. Was hast Du für das verlorene bekommen?´ `Die Ritterwürde und diese goldene Kette', versetzte Flavius . Spöttisch entgegnete darauf Hermann : 'Wie wohfeil wird doch die Knechtschaft verkauft. ' Entrüstet über diese Worte forderte Flavius Pferd und Waffen, um durch den Fluß zu schwimmen und den Schimpf zu rächen. Ein Zweikampf zwischen den beiden Brüdern wurde verhindert.

 

Daraufhin machten sich die Heere bereit zur Schlacht. Flavius setzte mit den Römern über den Strom; da wo die Weser am reißensten war, brach Herzog Kariowald mit der batawischen Reiterei hervor und ging durch die Flut auf das rechte Ufer des Flusses - daß war die Stromschnelle und die Furt bei Vlotho, die Vlothoer Gasse. So stand daß Römerheer auf dem rechten Flußufer den Germanen dicht gegenüber.

 

Hermann hatte sein Heer geordnet. Die verbündeten Völkerschaften sandte er in die Ebene, um dort die Feinde anzugreifen, den größten Teil der Cherusker stellte er hinter den Höhen auf, um während des Kampfes durch plötzliches Hervortreten den Ausschlag zu geben. Aber der Plan gelang nicht. Die Völker in der Ebene wichen und eilten in den Wald, die Cherusker brachen in ihrer Kampfbegier zu früh aus ihrem Versteck hervor, so daß Flavius die Absicht merkte. Er sandte nun sogleich Kariowald mit der Reiterei gegen die Cherusker und fiel ihnen in den Rücken. Sie wurden überwältigt und flohen in die Ebene, aber hier faßte Flavius sie mit seinen Legionen und jagte sie vor sich her. Es gab einen mörderischen Kampf. Hermann hielt lange die Schlacht. Ein Schwerthieb hatte ihn am Kopf verwundet, und das Blut floß herab, dennoch wankte er nicht. Er warf sich auf die feindlichen Bogenschützen und hätte sie durchbrochen, wenn nicht im Nu die Legionen herangerückt wären. Fast war er umzingelt, und es galt jetzt nun, glücklich zu entkommen. Mit der Hand rieb er sich das Blut ins Gesicht, um sich un­kenntlich zu machen, dann arbeitete er sich mit dem Rosse durch.

 

Die Deutschen wandten sich zur Flucht. Viele sprangen in den Fluß, wurden aber im Durchschwimmen mit den Pfeilen getötet, und das geschah in der Gegend von Holzhausen. Eine Stunde weit etwa von den Höhen bei Holtrup Buhn bis Holzhausen war der Boden mit Toten und Waffen bedeckt. An der Weser, dort wo sich die Holzhauser Kiesgrube erstreckt, sind später die Leichen unserer alten Vorfahren, die im Kampf ihren Tod fanden, verbrannt und in Urnen bestattet worden. (Urnen sind in Mengen ans Tageslicht befördert worden, zum Teil im Museum Minden aufbewahrt, einige Urnen enthielten goldene Ringe.)

 

Die Germanen zogen sich nach dem Steinhuder Meer zurück und stellten sich hier zur zweiten Schlacht, die unentschieden blieb. Trotzdem ließ Flavius ein Siegesdenkmal errichten mit der prunkenden Überschrift : 'Nach Überwältigung der Völker zwischen Rhein und Elbe hat das Heer des Kaisers Tiberius dieses Denkmal dem Mars, Jupiter und Augustus geweiht.' Nach alten Überlieferungen soll dieses Denkmal in der Gegend von Holzhausen gestanden haben."

 

Wo der Stamm der Cherusker verblieben ist, bleibt ungeklärt. Vermutlich sind sie im Volke der Sachsen aufgegangen. An den auf germanischer Seite kämpfenden Arminius (oder auch Hermann) erinnert uns noch heute das Hermannsdenkrnal im Teutoburger Wald bei Detmold, welches im vergangenen Jahrhundert unter Leitung Ernst von Bandels errichtet wurde.