Von der Christianisierung bis zum Großen Kurfürsten

Das Bistum Minden und die Holzhauser Mark

 

Etwa seit 500 - 600 n. Chr. gibt es wahrscheinlich eine Besiedlung, die den Namen Holzhausen bzw. Holthusen trägt. Dafür gibt es zwar keine Belege, doch rechtfertigt unser Ortsname diese Vermutung: Dörfer mit der Endung '-sen' - wie zum Beispiel in unserem Heimatraum auch Neesen und Barkhausen - wurden in der Regel in dieser Zeit gegründet.

 

772 n. Chr. begann der Frankenkönig Karl der Große seinen Krieg gegen die Sachsen. Die Sachsen leisteten - unter Führung des Sachsen­herzoges Wittekind - den Franken heftigen Widerstand. Doch schließlich erlahmte ihre Widerstandskraft und mit dem Sieg von Karl dem Großen wurde auch das Christentum verbreitet : Herzog Wittekind ließ sich 785 n. Chr. taufen.

 

Um den Sachsenherzog Wittekind rankt im Heimatraum die bekannte Sage über die Wittekindsquelle. Auch eine in der Nähe der Wittekinds­quelle errichtete Kapelle trägt noch heute seinen Namen.

 

Sachsen wurde in acht Bistümer aufgeteilt. Das Fürstbistum Minden, zu dem Holzhausen fortan gehörte, deckte sich etwa mit den Grenzen des heutigen Kreises Minden - Lübbecke und hatte viele Jahrhunderte Bestand. So gibt die auf der folgenden Seite abgedruckte Karte des Fürstentums Minden um 1800 eine klare Anschauung über die damaligen Grenzen.

 

Das Fürstbistum Minden gliederte sich in fünf landesherrliche Ämter, deren Verwaltungsmittelpunkte die fünf Landesburgen Schlüsselburg, Petershagen, Randen, Reineberg und Hausberge waren. Die Amtsbezirke waren in Vogteien unterteilt, die jeweils mehrere Kirchspiele und Bauernschaften umfassten. Holzhausen gehörte zur Vogtei Landwehr. Als Vogt wird Widukind erwähnt. Die Schirmvögte regelten die Angelegenheiten des Bistums und übten auch die Gerichtsbarkeit aus. In Holzhausen befand sich auch eines der fünfundzwanzig Rittergüter des Bistums.

 

Mit der Einführung des fränkischen Lehnswesens verloren die ursprünglich freien Bauern ihre Rechte und wurden abhängig und abgabenpflichtig. Holzhausen stand unter dem Einfluß des jeweiligen Mindener Bischofs. Diesem gehörte auch der Grund und Boden, welcher größtenteils aus Waldfläche bestand.

 

 

Fast alle Holzhauser Bürger waren an einer Markgenossenschaft beteiligt. Diese Holzhauser Mark war 1.981 Morgen groß. Der große gemeinsame Besitz lieferte den Bewohnern Bau- und Brennholz, Steine, Lehm, Sand, Eichelmast und Bucheckern für die Schweine sowie Weide für Kühe, Ziegen und Schafe.

 

Die ersten Mindener Bischöfe sahen ihre Hauptaufgabe in der Christianisierung. Sie bauten auf allen Gogerichtsplätzen oder Anhöhen kleinere Kirchen, die als Taufkirchen und für andere kirchliche Amtshandlungen dienten und mit Land in Größe eines mittleren Bauernhofes ausgestattet waren. Auch die Holzhauser Kirche hat vermutlich diesen Ursprung.

 

Die Bischöfe jener Zeit waren vielfach kaiserliche Vertraute, Ratgeber und Heerführer. Der Bischof Sigibert von Minden zum Beispiel war während seiner Amtszeit (um 1033) ein Freund von Konrad II., der deshalb auch in den Jahren 1024 und 1033 das Weihnachtsfest in Minden feierte.

Urkunden aus dieser Zeit berichten von Schenkungen, die die Macht der Grundherren noch vergrößerten. Einer dieser Urkunden verdanken wir auch die erste namentliche Erwähnung von Holzhausen. In dieser Urkunde, die etwa aus dem Jahre 1099 stammt, übergibt der Mindener Bischof Widelo den Hof Holthusum - Scalkeberg (Schalksburg) der Edelfrau Reinnildis. Das entsprach einer durchaus üblichen Praxis: die Ritterschaft des Mindener Bischofs erhielt für ihre Dienste Höfe und Bauernschaften.

 

 

 

 

Zur Zeit des Bischofs Werner (1153 - 1170) hatte Holzhausen neben dem bereits erwähnten Hof Holzhausen eine Mühle mit Zubehör und die Einwohner waren als '150 Leibeigene beiderlei Geschlechts' verzeichnet.

 

Mit dem Beginn des 13. Jahrhunderts war die Blütezeit des Bistums vorbei. Ständige Fehden mit ihren Nachbarn und ein zügelloser Lebenswandel waren bei den Bischöfen der nächsten Jahrhunderte an der Tagesordnung. Die Lage der Bevölkerung war zu dieser Zeit entsprechend schlecht: Raubritter plünderten immer wieder die Höfe und verbreiteten Schrecken unter der Bevölkerung, viele Epidemien zogen durchs Land und die kärglichen Erträge der Landwirtschaft wurden durch hohe Abgaben und Dienstleistungen, mit denen sich die Bischöfe ihren hohen Lebensstandard sicherten, noch weiter geschmälert.

 

 

Die Reformation und der 30jährige Krieg

 

So ist es dann nur zu verständlich, daß die Bevölkerung der katho­lischen Kirche und ihren praktizierten Grundlagen nur noch sehr kritisch und ablehnend gegenüberstand: die Reformation, die sich seit 1525 ausbreitete, fand in unserer Heimat einen fruchtbaren Boden: bereits 1540 wurde Holzhausen evangelisch. Das hatte zunächst zur Folge, daß das bischöfliche Offizial über den Pastor von Holzhausen 1550 die Exkommunizierung verhängte. Doch weder diese klerikale Maßnahme noch die kaiserlichen Drohungen konnten die Ausbreitung der neuen Religionslehre verhindern.

 

Nachdem sich die Reformation weiter durchgesetzt hatte, verlor die Kirche ihre Verwaltungsaufgaben und -rechte. Die festgelegten Abgaben wurden nun von den Ämtern eingezogen, an deren Spitze jeweils ein Droste stand. Dieser hatte zugleich auch militärische Aufgaben zu erfüllen. Ein Amtmann war für Verwaltungsaufgaben zuständig. 1619 wurde dann eine evangelisch - lutherische Kirchen­ordnung für das Fürstbistum Minden veröffentlicht.

 

Doch die Hoffnungen, die sich mit der allgemeinen Verbesserung der Lage nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 verbanden, wurden schnell enttäuscht. Der 30jährige Krieg (1618 - 1648) brachte schon bald viel mehr Not und Elend als je zuvor.

 

In den ersten Jahren des langen Krieges war Holzhausen nicht betroffen. 1625 kam dann das kaiserliche Heer unter Tilly durch unser Gebiet und belagerte Minden. Die wilden Heerhaufen plünderten und erpreßten die Bewohner. 1640 wurden die kaiserlichen Truppen von den Schweden zurückgedrängt. Doch änderte sich dadurch an der Situation der Bevölkerung gar nichts: die Schweden unterdrückten als Besatzer die Bevölkerung genauso schlimm wie vorher die kaiserlichen Truppen. Nachdem die Schweden schließlich 1650 aus Minden abzogen, war die Not und das Elend gerade hier auf dem Lande unbeschreiblich. Viele Häuser waren niedergebrannt, und die Bevölkerung war durch die Kriegsfolgen und mehrere Seuchen stark dezimiert.

 

Auch ein Verfall der Sitten machte sich bemerkbar: Hexenverfolgung und -verbrennung waren an der Tagesordnung. Dieser Irrwahn, der um 1400 aufgekommen war, wurde nun neu belebt und sollte noch bis etwa 1700 fortbestehen. An diese Zeit erinnert uns der Hexenbrink (Hexenbrink wird der Brink um den alten Schulhof genannt).

 

In den Verdacht der Hexerei kamen besonders die Frauen und Männer, denen eine besondere Heilkraft nachgesagt wurde. Solche Leute fanden sich jedoch praktisch in jedem Dorfe. Das 'Beuten', was soviel wie besprechen bzw. handauflegen bedeutete, ist bereits aus der ger­manischen Vorzeit bekannt. Das Beuten war eine sehr ernste, feierliche Angelegenheit und entwickelte seine eigentümliche Heilkraft nur dann, wenn der Patient auch selbst an die Heilkraft dieser Prozedur glaubte.

 

Noch in jüngster Vergangenheit wurde bestimmten älteren Frauen nachgesagt, daß sie Vieh 'verhexen' könnten. Man sah nicht gern, daß sie den Stall betraten, sie sollten nicht 'öbern Riegel kieken', denn dann wurde angeblich das Vieh krank. Eine 'Born hinnern Süll' (Beil hinter der Türschwelle) sollte bei Ferkeln und Jungvieh das Verhexen verhindern.

 

Wenn Frauen als Hexen denunziert worden waren, wurde ihnen der Prozeß gemacht. Mit Folterungen - zum Beispiel das Anlegen von Beinschrauben, Rutenschlägen und Auseinanderreißen der Glieder auf einer Streckbank - sollten die Frauen dazu gebracht werden, ihren Pakt mit dem Teufel zu gestehen und auszusagen, welchen Schaden sie bei Menschen und Vieh angerichtet hätten. Frauen, die sich unter Folterungen zum Geständnis bringen ließen, wurden zur Enthauptung 'begnadigt' und erst hinterher verbrannt. Frauen, die trotz der Folter nicht gestanden, eine Hexe zu sein, wurden erst recht verurteilt. Das geschah mit der Begründung, daß nur eine Hexe die Folterungen ertragen könne. Verteidiger für die vermeintlichen Hexen gab es nicht. So kam es nur sehr selten zu einer Begnadigung oder einem Freispruch einer als Hexe denunzierten Person. Die verbrannten Leichen wurden in einen Kolk geworfen.

 

Erst als Graf Georg von Waldeck, der Statthalter von Minden, am 8. 12. 1657 ein Mindener Hexenpatent erließ, wurden die schlimmsten Auswüchse abgestellt.

 

 

Die Zeit des Großen Kurfürsten

 

1648 mit dem Westfälischen Frieden zu Münster und Osnabrück fiel das Fürstbistum Minden mit Ravensberg an Brandenburg - Preußen. Das Amt des Markrichters übernahm der Große Kurfürst .

 

Er und damit der brandenburgisch - preußische Staat wurden Mitberechtigte an der Mark und waren die Grundherren. So kam es, daß bei der Teilung der 4 Hausberger Marken im Jahre 1821 auch der Staat mit berücksichtigt werden mußte und staatliche Forsten entstanden.

 

In die Zeit der Großen Kurfürsten fielen noch zwei Besetzungen des Landes: Im Jahre 1673 fiel der Münstersche General von Nagel als Verbündeter Frankreichs im sogenannten 2. Raubkrieg in Minden - Ravensberg ein und besetzte das ganze Land. Im Juni 1679 kamen die Franzosen selbst und drangen bis zur Porta vor. Beide Besetzungen waren jedoch nur kurzfristige Raubzüge, die an den Herrschaftsverhältnissen im hiesigen Raum nichts änderten. Das Bistum Minden blieb weiterhin unter brandenburgisch - preußischer Flagge.

 

Der neue Landesherr kümmerte sich jedoch zunächst wenig um sein neu erworbenes Land. An den Abgaben änderte sich vorerst nichts. Diese blieben so drückend wie zuvor, denn der Große Kurfürst hatte schließlich ein feststehendes Heer zu unterhalten. Doch da die brandenburgisch - preußische Verwaltung zumindestens die Ordnung wiederherstellte, konnte sich das Land trotz hoher Abgaben langsam erholen. Die wichtigsten Staatseinnahmen waren die Abgaben der Leibeigenen, das sogenannte 'Gefälle'.

 

In die Zeit des Großen Kurfürsten fiel auch die Erhebung des Holzhauser Urbars von 1682, über das im Kapitel über Holzhausens Bebauung und Besiedlung noch zu berichten sein wird.