Bebauung und Besiedlung bis zum 1. Weltkrieg

 

Das Urbar von 1682

 

Als 1669 die Fürstbischöfliche Kanzlei von Petershagen nach Minden verlegt wurde, war es des Kanzlers Geheimer Rat Martin Unververt, der1682 mit dem Holzhauser Urbar die Steuern neu ordnete. Für dieses Ertragsregister zogen die Kurfürstlichen Beamten von Dorf zu Dorf, um die Größe und die Erträge der Höfe zu registrieren.

 

Die Angaben erfolgten jedoch sehr unwillig, da dieses Urbar dann die Berechnungsgrundlage für das Steueraufkommen und die zu leistenden Dienste war. Sicherlich wurde den Beamten auch einiges verschwiegen. Heute ist dieses Urbar für uns eine wichtige Quelle, die Aufschluß über die damalige Besiedlung verschafft.

 

Es sind 66 Stätten in Holzhausen verzeichnet, von denen einige als `liegt wüst'´ bezeichnet wurden. Andere wiederum wurden nur noch von Witwen und ihren Kindern bewohnt und hatten kaum noch Vieh, wenig brauchbares Land und zumeist nur Kohlgärten. (Kartoffeln wurden erst 100 Jahre später eingeführt.)

 

In den schwer lesbaren Verzeichnissen werden die Besitzer als Halbmeier, Kötter und Brinksitzer aufgeführt. Holzhausen hatte keinen Vollmeierhof. Da beide Güter jeweils das Steueraufkommen von zwei VoIlmeierhöfen hatten, sind in Holzhausen vier Vollmeierhöfe verzeichnet. Daneben gab es 3 Halbmeier, 5 große Kötter, 3 kleine Kötter, 19 große Brinksitzer, 30 kleine Brinksitzer und 51 Neubauern. (In diesen Zahlen sind jedoch auch die Stätten berücksichtigt, die im Urbar von 1682 noch nicht auftauchen und erst in der Zeit zwischen 1682 und 1818 gebaut worden sind.)

 

Vollmeierhöfe waren die größten Höfe, die mit dem ganzen Spann - das heißt einen Tag pro Woche mit 2 Pferden - dienen mußten. Halbmeierhöfe waren kleinere Höfe von etwa 40 Morgen Größe. Sie dienten dem Landesherren mit einem halben Spann oder mit 2 Hand­diensten. Kötter (Kuhbauern) waren Besitzer kleiner Höfe, die nur mit der Hand dienten. Diese Höfe waren im Laufe der Jahrhunderte von den ersten Bauernhöfen abgetrennt und für die zweiten und dritten Söhne als Kötterstellen eingerichtet worden. Brinksitzer besaßen ein kleines Landstück, welches für den Ackerbau neu gerodet wurde. Diese Höfe entstanden im 16. und 17. Jahrhundert.

Die Hausnummern, mit denen die Stätten im Urbar versehen wurden, sind als eine Art Steuernummer vergeben worden. Die Reihenfolge der Nurnmerierung hatte mit dem Alter der Stätte nichts zu tun, sondern orientierte sich an der damaligen Größe.

 

Da es zu weit führen würde, das gesamte Urbar aufzuführen, beschränken wir uns hier auf die Aufzählung der Stätten mit ihren jeweiligen Besitzern. Die Stätten Nr. 1 bis Nr. 66 waren dabei schon im Urbar von 1682 verzeichnet, alle weiteren Stätten sind erst später erbaut worden.

 

Um zu veranschaulichen, zu welchen Abgaben und Dienstleistungen die einzelnen Höfe verpflichtet wurden, wollen wir jedoch für drei Beispiele die gesamten Angaben aus dem Urbar wiedergeben.

 

Die Angaben aus dem Urbar bedürfen einiger Erklärungen: Weinkauf war eine Abgabe, die ein Erbe zahlen mußte, wenn er nicht als Sohn der natürliche Anerbe war. Der Sterbfall war eine Art Erbschaftssteuer, deren Höhe sich nach dem Wert der Erbmasse richtete. Landfolge war eine Wehr- und Arbeitsdienstpflicht. Ersatzweise konnte die Dienstleistung auch in Form einer Gespanngestellung für Reisen gefordert werden. Opfergeld war eine für Pfarrer und Küster bestimmte Abgabe. Kontribution waren staatliche Steuern zur Unterhaltung des Militärs.

 

Bakekemeier Nr. 2 (heute Kleinschmidt, Möllberger Straße) stammte ursprünglich aus Costedt. Die Familie wurde vor 1550 vom Bischof von Minden nach Holzhausen umgesiedelt. Dieser Hof ist als einziger der damaligen drei Halbmeierhöfe noch heute ein Vollerwerbshof mit 76 Morgen eigenem Land (einschließlich Wald) und 24 Morgen Pachtland. Gehalten werden Milchkühe, Rinder, Mastbullen und Schweine. Das Urbar von 1682 verzeichnet über diese Stätte:

 

„ 2. Johann Papp / Heinrich Bockemeyer iezo Heinrich Detering ist 40 Jahre alt, hat 40 Morgen schlechtes Land, 4 Pferde, 4 Kühe, 3 Rinder, 1 Kalb, 7 Schweine

gibt ans Amt (Hausberge) Weinkauf und Sterbefall, 40 Himten Gerste, 43 Himten Hafer, worunter 3 Himten Hundehafer, 1 Malschwein, 1 Gans, 1 Rauchhuhn, 2 (Groschen ?) Pfingst- und Michaelisschatz, 1 Taler 3 Groschen Wischgeld, 6 Pfennige Zuschlagsgeld, dient wöchentlich 1 Tag mit dem Spann oder 2 Tage mit dem halben Spann oder gibt dafür 5 Taler Dienstgeld und 1 Taben Reisegeld und tut 4 Tage freie Dienste, Landfolge, Jagden, Wachten und was dazu gehört. An das Domkapital den Zehnten von 5 Morgen, Kontribution 14 Groschen ins Hundert. ... Opfergeld, 3 Groschen Holzungsgeld. Hat 25 Taler Kapital so dem Amt zukommt und jährlich verzinst. "

 

Hof Kleinschmidt/Möllberger Straße
Hof Kleinschmidt/Möllberger Straße

Schulte Nr. 19 (heute Kerth, Forellenweg) war bis 1984 Vollerwerbsstelle mit 28 Morgen Eigenland und 32 Morgen Pachtland, Schweinezucht und -mast. Nachdem der bisherige Besitzer Erwin Kerth die Altersgrenze erreicht hatte, übergab er 1984 den Hof an seinen Sohn, der den Hof als Nebenerwerbsstelle weiterführt. Über diese Stätte ist im Urbar verzeichnet :

 

"19. Johann iezo Heinrich Schulte olim Tenne Leineweber ist 24 Jahre alt, hat 16 Morgen Land, 3 Kühe, 1 Kalb, 2 Ferkel

gibt ans Amt (Hausberge) Sterbefall und Weinkauf, 9 Scheffel Hafer, 3 1/2 Scheffel Roggen, 1 Malschwein oder 18 Groschen, 1 Gams, 1 Rauchhuhn, 3 Goschen Zuschlagsgeld, 8 Groschen Wisch­geld, 1 1/2 Groschen Pfingst- und Michaelisschatz, 3 Matthier Opfergeld, 1 Groschen Holzungsgeld, tut Dienst wöchentlich 1 Tag oder 1 1/2 Taler und dient 2 freie Dienste, Landfolge, Jagden etc. 6 Groschen ins Hundert Kontribution."

Neitmann Nr. 37 (Teichweg, heute Möllberger Straße) war eine typische Kuhbauernstelle, die bis in die 30er Jahre mit 3 Kühen, Jungvieh und Schweinen die Familie ernährte. Im Winter bot sich eine kleine Nebenverdienstmöglichkeit durch Arbeiten im gutseigenen Wald. Das Urbar schreibt dazu:

 

"37 Christoff ietzo Johan Grothauß ist 26 Jahre alt, hat 1/4 Gartenland, 1 Kuh, 1 Ferkel

 

gibt ans Amt (Hausberge) Sterbfall und Weinkauf, 1 Malschwein oder 9 Groschen, 1 Rauchhuhn, 1 Matthier Opfergeld, 1 Matthier Holzungsgeld, tut 4 freie Dienste samt dem Schafschergeld, Landfolge etc. Kontribution zum Hundert 1 Groschen . "

Daneben bietet das Urbar von 1682 jedoch auch noch für einige andere Stätten interessante und erwähnenswerte Aufzeichnungen. So waren die Höfe Nr. 7 und Nr. 8 (Joachim und Arndt Fischöfft, jetzt Dettmer und Steffen, Wittenhusen) verpflichtet, mit dem damaligen Bestand von 4 Pferden zu treideln, das heißt Schiffe die Weser entlang zu schleppen. Noch im 20. Jahrhundert wurde der Pfad an der Weser als 'Schleppstraße' bezeichnet. Die Stätte Nr. 66 (Jürgen Kirchhoff) wird als 'liegt wüst' bezeichnet. Über den Besitzer erfahren wir, daß er die Schafe wäscht, Briefe trägt und in den Mühlgraben geht.

 

Die Stätten Nr. 13 (Heinrich Schlenßcher, heute Karl Schlensker, Ellerburger Straße), Nr. 38 (Meinerd Törner, heute Meinert, Teichweg) und Nr. 22 (Schmitt, heute Schmidt, Am Heesen) gehören zu den wenigen, deren Name - wenn auch mit veränderter Schreibweise - über die Jahrhunderte erhalten geblieben ist. Der Name des Besitzers der Stätte Nr. 48 (Johann Hucke, heute Gaststätte Lücking) ist in den noch heute bekannten Bezeichnungen Hucks - Höhe (bzw. Huxhöhe), Hucks Tannen (bzw. Lückings Tannen) und Hucks Mariechen erhalten geblieben.

 

Nr.

Urbar 1682

Art

1818

1900

1985

 

 

 

 

 

 

1

Fromme/Neyhuß

Hm.

Franke

Lückemann

Lückemann, Frankenring

2

Bockemeyer

Hm.

Bokemeyer

Kleinschmidt

Kleinschmidt, Möllberger Str.

3

Beuke

Hm.

Tebbe

Tebbe

Tebbe, Kastanienweg

4

Pappens/Huck

Gr.K.

Kohlmeyer

Nagel

Nagel, Vennebeckerbruch

5

Pieper

Kl.K.

Pieper

Vehrling

Kütemeier, Vennebeckerbruch

6

Brahnal/Meyer

Kl.K.

Branahl

Kelle

Meier, Vennebeckerbruch

7

Joachim Fischöfft

Gr.K.

Korff

Korff

Dettmer, Wittenhusen

8

Arndt Fischöfft

Gr.K.

Steffen

Steffen

Steffen, Wittenhusen

9

Johanning

Gr.K.

Roewer

Kelle

Baumann, Vennebeckerbruch

10

Lübkemann

Kl.K.

Lübkemann

Krückemeier

Krückemeier, Gänsemarkt

11

Barthel Köster

Gr.B.

Vogt

Vogt

Vogt, Forellenweg

12

Pastor Buße/Brandt

?

Kording

Hermening

Fromme/Wehking, Heesen

13

Schlenßker

Gr.K.

Schlensker

Schlensker

Schlensker, Ellerburg

14

Meyer

Gr.B.

Kohlmeyer

Steffen

Schlensker, Im Stillen Winkel

15

Tebbe

Gr.B.

Kühme

Heuke

Arnsmeier, Gänsemarkt

16

Strangmann

Gr.B.

Strangmann

Steffen

Watermann, Am Kruge

17

Weber

Kl.B.

Krückemeyer

Schulte/Hahne

Handirk, Kastanienweg

18

Hucke

Gr.B.

Henke

Schellknecht

Diekmann, Im Stillen Winkel

19

Schulte

Gr.B.

Schulte

Schulte

Kerth, Forellenweg

20

Köster

Gr.B.

Nagel

Nagel

Nagel, Ellerburg

21

Voß

Gr.B.

Voß

Tebbe

Lindemann, Vennebeckerbruch

22

Schmitt

Gr.B.

Schmidt

Schmidt

Schmidt, Am Heesen

23

Röttger

Nb.

Röttger

Hecker

Stille, Vlothoer Str.

24

Voß

Kl.B.

Stockmann

Brandt

Gommerz, Vlothoer Str.

25

Kohlmeyer

Kl.B.

Schröder

Büsching

Büsching, Kastenweg

26

Krückemeyer

Kl.B.

Krückemeyer

Schäpsmeier

Schäpsmeier, Vennebeckerbruch

27

Iburgk

Kl.B.

Westermann

Nagel

Siemonsmeier, Vennebeckerbruch

28

Voigt

K1.B.

Grimpe

Nagel

Nagel, Vennebeckerbruch

29

Niehuß

Kl.B.

Johanning

Röttger

E. Nestler, Vlothoer Str.

30

Meyer

Gr.B.

Beilke

Beilke

Kruse, Ellernstr.

31

Hölscher

K1.B.

Hölscher

Büsching

Büsching, An der Autobahn

32

Nolte

K1.B.

Nolte

Nolte

Nagel, Vennebeckerbruch

33

Huck

K1.B.

Krückemeyer

Mohme

Mohme, Bornholzweg

34

Schweer

Kl.B.

Schrader

Böhne

Böhne, Eichenweg

35

Brandt

K1.B.

Brandt

Nenneker

Vaudt, Im Stillen Winkel

36

Brandt

K1.B.

Fisches

Müller

Müller, Im Stillen Winkel

37

Grothauß

K1.B.

Steinmann

Neitmann

Neitmann, Möllberger Str.

38

Meinerd

K1.B.

Meinert

Meinert

Meinert, Teichweg

39

Schilling

Kl.B.

Diesselhorst

Oberpottkamp

Pieper, Möllberger Str.

40

Schmidt

K1.B.

Schmidt

Buschmann

Buschmann, Ellernstr.

41

Engelke

K1.B.

Heucke

Heuke

Hanke, Teichweg

42

Voeth

Kl.B.

Vaut

Krückemeier

Krückemeier, Eichenweg

43

Schnadthorst

K1.B.

Schilling

Höltkemeier

Zelle, Rektor-Seemann Str.

44

Küster

Gr.B.

Wilms

Kohlmeier

Kohlmeier, Wilmsbrink

45

Meyer

Kl.B.

Meyer - Schmidt

Hermening

Gundermann, Ellerburger Str.

46

Schrammens Witwe

Gr.B.

Kleinschmidt

Haverkamp

Macke, Im Stillen Winkel

47

Remmert

K1.B.

Remmert

Bierbaum

Bulmahn, Frankenring

48

Hucke

Gr.B.

Hucks

Lücking

Lücking, Vlothoer Str.

49

Kemmena

K1.B.

Kemmena

Müller

Liesegang, Gänsemarkt

50

?

K1.B.

Edler

Ullrich

Ullrich, Vennebeckerbruch

51

Schütte

K1.B.

Kruse

Kruse

Lübkemann, Vlothoer Str.

52

Koltemeyers

Gr.B.

Bülte

Brandt

Brandt, Im Stillen Winkel

53

Brandt

K1.B.

Dettmers

Lücking

Hauenschild, Vlothoer Str.

54

Bakemeyer

K1.B.

Ullrich

Bröker

Röttger, Vlothoer Str.

55

Danneberg

K1.B.

Kruse

Kruse

Willgeroth, Vlothoer Str.

56

Kohlmeier

Kl.B.

Kortte

Bröker

1984 abgerissen

57

?

Gr.B.

Kohring

Neitmann

abgerissen

58

Schulmeister Schalk

?

Wendisch

Rothmüller

Müller, Gänsemarkt

59

Dierling

Gr.B.

Schnier

Lübkemann

Kohlmeier, Rektor-Seemann Str.

60

Neidmann

K1.B.

Werner

Nolte/Schulte

Rekort, Costedter Str.

61

Dollert

Kl.B.

Dullert

Brandt

Meier, Möllberger Str.

62

?

Kl.B.

Dullert

Seilmann

Kohlmeier, Am Kruge

63

?

Kl.B.

Schellknecht

Tenge

Tenge, Möllberger Str.

64

?

Kl.B.

Pohlmann

Krückemeier

Müller, Im Stillen Winkel

65

?

Kl.B.

Herbolte

Henke

Stille, Im Stillen       Winkel

66

Krickhoff

Kl.B.

Giesselmann

Bornemann

Kolodze j, Rektor-Seemann Str.

67

?

Gr.B.

Macke

von Oheimb

Körting/Korff, Möllberger Str.

68

?

Gr.B.

Johanning

Johanning

Tenge, Schüttenweg

69

?

Gr.B.

Pape

Bick

Büsching, Frankenring

70

?

Gr.B.

Lübkemann

Rühme

Hupe, Vlothoer Str.

71

?

Gr.B.

Meyer

Kütemeier

Kütemeier, Rektor-Seemann Str.

72

?

KL.B.

Kipp

Kipp

Schulte, Vennebeckerbruch

73

?

Kl.B.

Droste

Droste

Wiele, Am Heesen

74

?

Nb.

Henke

Pohlmann

Eisenblätter, Im Stillen Winkel

75

?

Nb.

Brüning

Macke

Dammeier, Möllberger Str.

76

?

Kl.B.

Küthemeyer

Kütemeier

Kuhlmann, Bornholzweg

77

?

Kl.B.

Broekers

Bröker

Traue, Eichenweg

78

?

Nb.

Wessel

Harre

Harre, Vennebeckerbruch

79

?

Nb.

Brauns

Meierbröker

Schwichow, Vennebeckerbruch

80

?

Nb.

Müller

Müller

Nagel, Bornholzweg

81

?

Nb.

Huckes

Büsching

Krause, Seelwartstr.

82

?

Nb.

Brinkmann

Brandt

Remmert, Seelwartstr.

83

?

Nb.

Krüger

Schulte

Brandt,Seelwartstr.

84

?

Nb.

Büsching

Büsching

Büsching, Seelwartstr.

85

?

Nb.

Junghans

Ahlert

Kapp, Eichenweg

86

?

Nb.

Kohlmeyer

Kohlmeier

Grunenberg, Eichenweg

87

?

Nb.

Grandmann

Grandmann

Rekort, Eichenweg

88

?

Nb.

Müther

Beilke

Beilke/Gawehn, Eichenweg

89

?

Nb.

Büsching

Büsching

Nenneker, Eichenweg

90

?

Nb.

Giesselmann

Giesselmann

Rühme, Am Heesen

91

?

Nb.

Rehkordt

Johanning

Meier, Am Heesen

92

?

Nb.

Fromme

Müther

Müther, Am Heesen

93

?

Nb.

Neidmann

Neitmann

Reinecke/Radßat, Am Heesen

94

?

Nb.

Meyer

Meier

Hahne, Seelwartstr.

95

?

Nb.

Nagel

Vieth

Oestreich, Seelwartstr.

96

?

Nb.

Macke

Schäfer

Schäfer, Seelwartstr.

97

?

Nb.

Bick

Bick

Kruse, Seelwartstr.

98

?

Nb.

Brandt

Meier

Plattner, Seelwartstr.

99

?

Nb.

Müller

Dr. Callmeier

Callmeier, Vlothoer Str.

100

?

Nb.

Voß

Pieper

Edler, Vlothoer Str.

101

?

Nb.

Büschenfeld

Korff

Korff, Am Heesen

102

?

Nb.

Eilbracht

Pape

Danker, Vlothoer Str.

103

?

Nb.

Paht

Mohme

Mohme, Vlothoer Str.

104

?

Nb.

Brandt

Maschmeyer Mühle

Kleemeyer, Hackfeldstr.

105

?

Nb.

Schulte

Berg

Teschner, Schäferhof

106

?

Nb.

Brandt

Ohlemeier

Ohlemeyer, Schäferhof

107

?

Nb.

Kohlmeyer

Keppeler

Müller, Schäferhof

108

?

Nb.

Heineke

Vaudt

Vaudt, Ellerburger Str.

109

?

Nb.

Volkening

Kohlmeier

Lürssen, Vennebeckerbruch

110

Schäferhof

?

Förster Krause

Schilling

Alm, Schäferhof

111

Gut Holzhausen

?

Gut von Oheimb

von Oheimb

DRK - Kurheim

112

?

Nb.

Strathmann

Strathmann

Schewe, Möllberger Str.

113

?

Nb.

Brandt

Brandt

Hölscher, Vlothoer Str.

114

?

Nb.

Müller

Bakemeier

Kelle, Vlothoer Str.

115

?

Nb.

Schröder

Schröder

Schröder, Vennebeckerbruch

116

?

Nb.

Rothenhoff

Hanke

Hanke, Möllberger Str.

 

Erklärungen:
Hm. = Halbmeier;
Gr.K. = Große Kötter;
Kl.K. = Kleine Kötter;
Gr.B. = Große Brinksitzer;
Kl.B. = Kleine Brinksitzer;
Nb. = Neubauer

 

 

Die Bebauung und Straßenführung

 

Das Urbar ermöglicht eine Anschauung über die damalige Besiedlung in Holzhausen. Der Wald reichte bis an den Dorfkrug heran. Die Möllberger Straße und die Ellerburger Straße waren zu jener Zeit noch nicht gebaut. Ein Mühlpfad führte von Kleinschmidt (Bakemeier) Nr. 2 über Vogt (Barthel Köster) Nr. 11 am Bruch bis zur Wassermühle am Amorkamp. (Die Reste der Mühle befinden sich am Rande des heutigen Sportplatzes.)

 

Die älteste Verkehrsstraße war der 'Vlöthske Weg'. Dieser führte von Holtrup kommend über Vennebeckerbruch, Ellerburg, Heesen und Findel in Richtung Hausberge und Minden. Seit 1616 war der 'Vlöthske Weg' Brandenburgischer Postweg von Minden nach Herford. Der erste durchgehende Postritt von Köln nach Hamburg auf diesem Wege fand im September 1616 statt. Die Postreiter benötigten für die Strecke vier bis fünf Tage, was sicher eine beachtliche Leistung war.

 

Die ersten Häuser in Holzhausen lagen um die Kirche, im Bruch, in Wittenhusen und im Vennebeckerbruch. Voraussetzung einer Ansiedlung war immer das Vorhandensein von Quellwasser. So verläuft von Kleinschrnidt über Hanke/Heuke, Frankenring, Watermann, Schnakenborn, alter Sportplatz, Hexenbrink bis Rekort eine Wasserader, die dann ins Jungfernholz mündet. Im Bruch befindet sich der Kaspool, eine heute noch funktionierende Quelle.

 

Die auf der nächsten Seite abgedruckte Karte zeigt die Besiedlung und den Verlauf der Wege, wie es sich aus dem Urbar ergibt. Die Häuser mit den Nummern 12, 25, 39, 51, 61 und 63 befanden sich in der Ortsmitte. Diese Stätten sind abgebrannt oder abgerissen und nach 1900 an ihren heutigen Plätzen, an denen sie auf der Karte verzeichnet sind, neu erbaut worden. Die früheren Standorte konnten leider nicht mehr rekonstruiert werden.

 

Alle Stätten von der Nr. 67 bis zur Nr. 116 wurden in der Zeit von 1700 - 1818 errichtet. Diese sind also im Holzhauser Urbar von 1682 noch nicht erwähnt. Von 1700 bis 1790 sind dabei nur etwa 10 Häuser neu gebaut worden: die Bevölkerung war durch die vielen Kriege weitestgehend verarmt, so daß sie sich keine Neubauten leisten konnte.

 

Im Jahre 1798/99 wurde der Schäferhof verkauft. Dieses ermöglichte die Neuansiedlung von insgesamt 29 Köttern auf den ca. 400 Morgen Land des Schäferhofes. Diese Stätten befinden sich an den heutigen Straßen Am Heesen, Eichenweg, Seelwartstraße und Vlothoer Straße. Eine der in diesem Zusammenhang erstellten Urkunden zur Verteilung des Schäferhofschen Landes ist auf der übernächsten Seite abgedruckt.

Eine der Urkunden über die Aufteilung des Schäferhofes 1798/99

 

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Wald der Holzhauser Mark gerodet, so daß weiterer Platz für Äcker, Wiesen und Weiden entstand.

 

1790 - 1800 wurde auch die königliche Domäne am Holzhauser Brink aufgeteilt. Die Heuerlinge und Soldaten Christian Heuke, Heinrich Krüger, Dietrich Brinkmann und F. Bornemann erhielten je 2 - 4 Morgen dieses Landes. Vom Bau dieser vier Häuser ist noch ein Kosten­voranschlag des Zimmermeisters Kohlmeier erhalten. Kohlmeier, der damals viele Häuser in Holzhausen gebaut hat, veranschlagte für das Material und den Arbeitslohn zur Errichtung eines der Wohnhäuser genau 423,10 Taler.

 

Die Straßenverläufe sollten sich im Laufe der Jahrhunderte noch so sehr ändern, daß von den Wegen zur Zeit des Urbars kaum noch etwas vorhanden ist. Mit dem Ausbau der Straße 'Unter dem Berge' (B 61 von Bad Oeynhausen nach Barkhausen) auf der linken Weserseite, die um das Jahr 1806 durch Napoleon erfolgte, verlor der 'Vlöthske Weg' praktisch an Bedeutung. 1830 wurde die Landstraße von Minden nach Vössen gebaut und damit war auch für Holzhausen eine unmittelbare Verbindung nach Minden geschaffen.

 

1863 wurde der Bau der Straße von Holzhausen nach Costedt begonnen, ein Jahr später begannen auf Drängen des Ortspfarrers als Mittel zur Arbeitsbeschaffung die Arbeiten für die Befestigung der Kreisstraße nach Hausberge. Mit dem bei der Schürfung nach Eisenstein in den Jahren 1865 - 1870 anfallenden Abraum aus den Bergen entstand der Weg 'Am Jungfernholz'. In die gleiche Zeit fiel der Bau der Straße von Hausberge bis Vennebeck. In den Jahren 1892 - 1894 kommen Findel­straße, Hackfeldstraße, Findelshöhe, Kleinschmidtskamp, Ellerburger, Straße, Forellenweg, Möllberger Straße und Teichweg hinzu.

 

Nach der Verkoppelung von 1894/95 begann eine besonders rege Bau­tätigkeit. An der Ellerburger Straße, Möllberger Straße, Hainebuch, Teichdamm, Forellenweg, Rektor - Seemann - Straße, Hackfeldstraße und Findelshöhe wurde in den nächsten Jahren etwa 100 Häuser neu erbaut. Die Tabelle der Einwohnerzahlen bestätigt einen hohen Anstieg in den wenigen Jahren von 1885 - 1905:

 

1150 150 Einwohner
1818 782 Einwohner
1843 1002 Einwohner
1885 1272 Einwohner
1905 1840 Einwohner
1918 2200 Einwohner
1939 2122 Einwohner
1950 2813 Einwohner
1969 3660 Einwohner
1985 3663 Einwohner

 

Insgesamt hat sich die Anzahl der Wohnhäuser in Holzhausen von der Verkoppelung von 1894/95 bis zum 1. Weltkrieg verdoppelt. Insbesondere der Findel und der Grüne Wenzel wurden neu besiedelt.

 

Nur durch den Einsatz der gesamten Familie im Arbeitsleben war für die meisten Familien der Bau eines kleinen Anwesens überhaupt erst möglich. Das Kapital mußte häufig geliehen werden. Da sich private Geldgeber oft als Wucherer erwiesen, besann man sich auf Selbsthilfe und es kam zur Gründung der Amtssparkasse Hausberge (1896) und der Spar- und Darlehnskasse Holzhausen (1905).

 

Beim Bau der Häuser konnten die gemeindeeigenen Sand- und Kieslöcher sowie der Lehmstich genutzt werden. Nachbarschaftshilfe wurde großgeschrieben: die Landwirte brachten mit ihren Gespannen kostenlos Steine, Sand und Holz heran. Dieses kostenlose Arbeiten nannte man `Borgfesten´.

 

 

Die Grenzen der Holzhauser Mark

 

Als Schwierigkeit im Zusammenhang mit der Besiedlung und Beackerung des, Landes tauchte immer wieder die Notwendigkeit auf, die genauen Grenzen zwischen den einzelnen Marken festzustellen. Die Grenzen zwischen den Gemarkungen waren nicht durch Grenzsteine festgelegt. Da, wo keine natürlichen Grenzen - zum Beispiel Gewässer - waren, wurden sie unter anderem durch Malbäume, Raine, Hecken oder Zäune gekennzeichnet.

 

Von Zeit zu Zeit fanden `Schnatgänge´ oder `Grenzbeziehungen´ statt, bei denen die Grenzen begangen und die Grenzzeichen kontrolliert und nötigenfalls erneuert wurden. Ein Protokoll des Schnatganges vom 22. und 23. September 1795 zwischen Hausberge und Holzhausen ist erhalten geblieben. Neben den Vertretern der Obrigkeit (Forstbehörde, Steuerbehörde und Magistrat) nahmen Bürger und Vertreter der Mark­genossenschaften an diesem Schnatgang teil.

 

An den jeweiligen Grenzmarkierungen (meist den Grenzbäumen) wurden die Grenzzeichen aufgefrischt. Dazu grub man jeweils feierlich Eierschalen, Glasscherben, Ziegelstücke und Holzkohle ein. Diese Materi­alien, die als unverwesbar galten, sollten den Verlauf der Grenze für den Fall rekonstruierbar machen, daß die Grenzbäume durch Feuer oder Sturm beschädigt wurden. An den Grenzbäumen erhielt dann jeweils ein Knabe einige - symbolische - leichte Schläge mit dem Hirschfänger, damit er sich die Grenze einpräge.

 

Ein Schnatgang war immer eine festliche Angelegenheit. Da die Teilnehmer an diesem Tage auch festlich bewirtet wurden - unter anderem wurde die traditionelle 'Grenzsuppe' angeboten - war der Schnatgang für die Gemeinden auch eine größere Ausgabe. So beantwortet zum Beispiel der Oberforstmeister die Einladung zum Schnatgang mit folgenden Zeilen:

 

"Die Grenzsuppe, die wie an jenem Tage nach beendigter Arbeit mit verzehren zu helfen von einem Wohllöblichen Magistrat eingeladen werden, nehmen wie mit ergebenen Dank an und werden die Ehre haben, aufzuwarten; ich für meine Person aber werde, damit von der Suppe gar nichts übrig bleiben möge, einen recht großen Löffel mitbringen. "

 

1821 begann dann die Teilung der vier Hausberger Marken. Der große gemeinsame Besitz wurde auf die einzelnen Mitglieder der Mark­genossenschaft aufgeteilt und war fortan Privatbesitz. Die Schulchronik berichtet darüber:

 

"Die Teilung der vier Hausberger Marken begann im Jahre 1821. Erst 1849 war sie beendet. Die Teilungsverhandlungen über die Feststellung der Rechte und damit der Markanteile der vielen Markgenossen war schwer und langwierig. Die Vermessung und Aufeilung des großen Waldflächen, die Anlage der Wege ver­ursachten viel Mühe und erforderte die Arbeit vieler Jahre. Durch die Bauern mußten viele Tagewerke unentgeltlich geleistet werden.

 

Als die Teilung begann, hatten die einzelnen Marken folgende Größen:

 

1. Holzhauser Mark 1.981 Morgen
Die Markberechtigten waren Bauern aus Holzhausen, Costedt und Möllbergen.
2. Lohfelder Mark 1.619 Morgen
3.Veltheimer Mark 1.561 Morgen
4. Buhner Mark 3.071 Morgen

 

Heute sind von den großen Waldungen der 4 Marken nur noch Waldreste vorhanden, meist zu Ackerland gemacht."

 

Gleichzeitig mit der Markenteilung wurde das Huderecht aufgehoben. Das Huderecht erlaubte bisher den Gütern, ihre Schafe auf den Wiesen der Bauern zu weiden. Trotz dieser Verbesserung für die Bauern herrschte keine Zufriedenheit über die Markenteilung. Gerade die kleinen Höfe sind bei dieser Neuaufteilung benachteiligt worden.

 

Bereits wenige Jahrzehnte später erfolgte wieder eine Neuaufteilung: Die 'Verkopplung' von 1894/95 teilte die im Laufe der Zeit zerstreuten Acker- und Wiesenflächen in langen und zähen Verhandlungen mit den Betroffenen neu auf. Eine gerechte Aufteilung ist jedoch auch in diesem Fall nicht gelungen, zumal die Güter von der Neu­regelung ausgenommen waren.

 

Eine Klage, welche die Kötter Neidmann Nr. 37, Meinert Nr. 38, Büsching Nr. 39, Ahlert Nr. 85, Kohlmeier Nr. 86, Rekort Nr. 87 und Beilke Nr. 88 im Jahre 1894 gegen das Gut Holzhausen wegen Benachteiligung führten, hatte Erfolg.