Bebauung und Besiedlung bis zum 1. Weltkrieg
Das Urbar von 1682
Als 1669 die Fürstbischöfliche Kanzlei von Petershagen nach Minden verlegt wurde, war es des Kanzlers Geheimer Rat Martin Unververt, der1682 mit dem Holzhauser Urbar die Steuern neu ordnete. Für dieses Ertragsregister zogen die Kurfürstlichen Beamten von Dorf zu Dorf, um die Größe und die Erträge der Höfe zu registrieren.
Die Angaben erfolgten jedoch sehr unwillig, da dieses Urbar dann die Berechnungsgrundlage für das Steueraufkommen und die zu leistenden Dienste war. Sicherlich wurde den Beamten auch einiges verschwiegen. Heute ist dieses Urbar für uns eine wichtige Quelle, die Aufschluß über die damalige Besiedlung verschafft.
Es sind 66 Stätten in Holzhausen verzeichnet, von denen einige als `liegt wüst'´ bezeichnet wurden. Andere wiederum wurden nur noch von Witwen und ihren Kindern bewohnt und hatten kaum noch Vieh, wenig brauchbares Land und zumeist nur Kohlgärten. (Kartoffeln wurden erst 100 Jahre später eingeführt.)
In den schwer lesbaren Verzeichnissen werden die Besitzer als Halbmeier, Kötter und Brinksitzer aufgeführt. Holzhausen hatte keinen Vollmeierhof. Da beide Güter jeweils das Steueraufkommen von zwei VoIlmeierhöfen hatten, sind in Holzhausen vier Vollmeierhöfe verzeichnet. Daneben gab es 3 Halbmeier, 5 große Kötter, 3 kleine Kötter, 19 große Brinksitzer, 30 kleine Brinksitzer und 51 Neubauern. (In diesen Zahlen sind jedoch auch die Stätten berücksichtigt, die im Urbar von 1682 noch nicht auftauchen und erst in der Zeit zwischen 1682 und 1818 gebaut worden sind.)
Vollmeierhöfe waren die größten Höfe, die mit dem ganzen Spann - das heißt einen Tag pro Woche mit 2 Pferden - dienen mußten. Halbmeierhöfe waren kleinere Höfe von etwa 40 Morgen Größe. Sie dienten dem Landesherren mit einem halben Spann oder mit 2 Handdiensten. Kötter (Kuhbauern) waren Besitzer kleiner Höfe, die nur mit der Hand dienten. Diese Höfe waren im Laufe der Jahrhunderte von den ersten Bauernhöfen abgetrennt und für die zweiten und dritten Söhne als Kötterstellen eingerichtet worden. Brinksitzer besaßen ein kleines Landstück, welches für den Ackerbau neu gerodet wurde. Diese Höfe entstanden im 16. und 17. Jahrhundert.
Die Hausnummern, mit denen die Stätten im Urbar versehen wurden, sind als eine Art Steuernummer vergeben worden. Die Reihenfolge der Nurnmerierung hatte mit dem Alter der Stätte nichts zu tun, sondern orientierte sich an der damaligen Größe.
Da es zu weit führen würde, das gesamte Urbar aufzuführen, beschränken wir uns hier auf die Aufzählung der Stätten mit ihren jeweiligen Besitzern. Die Stätten Nr. 1 bis Nr. 66 waren dabei schon im Urbar von 1682 verzeichnet, alle weiteren Stätten sind erst später erbaut worden.
Um zu veranschaulichen, zu welchen Abgaben und Dienstleistungen die einzelnen Höfe verpflichtet wurden, wollen wir jedoch für drei Beispiele die gesamten Angaben aus dem Urbar wiedergeben.
Die Angaben aus dem Urbar bedürfen einiger Erklärungen: Weinkauf war eine Abgabe, die ein Erbe zahlen mußte, wenn er nicht als Sohn der natürliche Anerbe war. Der Sterbfall war eine Art Erbschaftssteuer, deren Höhe sich nach dem Wert der Erbmasse richtete. Landfolge war eine Wehr- und Arbeitsdienstpflicht. Ersatzweise konnte die Dienstleistung auch in Form einer Gespanngestellung für Reisen gefordert werden. Opfergeld war eine für Pfarrer und Küster bestimmte Abgabe. Kontribution waren staatliche Steuern zur Unterhaltung des Militärs.
Bakekemeier Nr. 2 (heute Kleinschmidt, Möllberger Straße) stammte ursprünglich aus Costedt. Die Familie wurde vor 1550 vom Bischof von Minden nach Holzhausen umgesiedelt. Dieser Hof ist als einziger der damaligen drei Halbmeierhöfe noch heute ein Vollerwerbshof mit 76 Morgen eigenem Land (einschließlich Wald) und 24 Morgen Pachtland. Gehalten werden Milchkühe, Rinder, Mastbullen und Schweine. Das Urbar von 1682 verzeichnet über diese Stätte:
„ 2. Johann Papp / Heinrich Bockemeyer iezo Heinrich Detering ist 40 Jahre alt, hat 40 Morgen schlechtes Land, 4 Pferde, 4 Kühe, 3 Rinder, 1 Kalb, 7 Schweine
gibt ans Amt (Hausberge) Weinkauf und Sterbefall, 40 Himten Gerste, 43 Himten Hafer, worunter 3 Himten Hundehafer, 1 Malschwein, 1 Gans, 1 Rauchhuhn, 2 (Groschen ?) Pfingst- und Michaelisschatz,
1 Taler 3 Groschen Wischgeld, 6 Pfennige Zuschlagsgeld, dient wöchentlich 1 Tag mit dem Spann oder 2 Tage mit dem halben Spann oder gibt dafür 5 Taler Dienstgeld und 1 Taben Reisegeld und tut 4
Tage freie Dienste, Landfolge, Jagden, Wachten und was dazu gehört. An das Domkapital den Zehnten von 5 Morgen, Kontribution 14 Groschen ins Hundert. ... Opfergeld, 3 Groschen Holzungsgeld. Hat
25 Taler Kapital so dem Amt zukommt und jährlich verzinst. "
Schulte Nr. 19 (heute Kerth, Forellenweg) war bis 1984 Vollerwerbsstelle mit 28 Morgen Eigenland und 32 Morgen Pachtland, Schweinezucht und -mast. Nachdem der bisherige Besitzer Erwin Kerth die Altersgrenze erreicht hatte, übergab er 1984 den Hof an seinen Sohn, der den Hof als Nebenerwerbsstelle weiterführt. Über diese Stätte ist im Urbar verzeichnet :
"19. Johann iezo Heinrich Schulte olim Tenne Leineweber ist 24 Jahre alt, hat 16 Morgen Land, 3 Kühe, 1 Kalb, 2 Ferkel
gibt ans Amt (Hausberge) Sterbefall und Weinkauf, 9 Scheffel Hafer, 3 1/2 Scheffel Roggen, 1 Malschwein oder 18 Groschen, 1 Gams, 1 Rauchhuhn, 3 Goschen Zuschlagsgeld, 8 Groschen Wischgeld, 1
1/2 Groschen Pfingst- und Michaelisschatz, 3 Matthier Opfergeld, 1 Groschen Holzungsgeld, tut Dienst wöchentlich 1 Tag oder 1 1/2 Taler und dient 2 freie Dienste, Landfolge, Jagden etc. 6
Groschen ins Hundert Kontribution."
Neitmann Nr. 37 (Teichweg, heute Möllberger Straße) war eine typische Kuhbauernstelle, die bis in die 30er Jahre mit 3 Kühen, Jungvieh und Schweinen die Familie ernährte. Im Winter bot sich eine kleine Nebenverdienstmöglichkeit durch Arbeiten im gutseigenen Wald. Das Urbar schreibt dazu:
"37 Christoff ietzo Johan Grothauß ist 26 Jahre alt, hat 1/4 Gartenland, 1 Kuh, 1 Ferkel
gibt ans Amt (Hausberge) Sterbfall und Weinkauf, 1 Malschwein oder 9 Groschen, 1 Rauchhuhn, 1 Matthier Opfergeld, 1 Matthier Holzungsgeld, tut 4 freie Dienste samt dem Schafschergeld, Landfolge etc. Kontribution zum Hundert 1 Groschen . "
Daneben bietet das Urbar von 1682 jedoch auch noch für einige andere Stätten interessante und erwähnenswerte Aufzeichnungen. So waren die Höfe Nr. 7 und Nr. 8 (Joachim und Arndt Fischöfft, jetzt Dettmer und Steffen, Wittenhusen) verpflichtet, mit dem damaligen Bestand von 4 Pferden zu treideln, das heißt Schiffe die Weser entlang zu schleppen. Noch im 20. Jahrhundert wurde der Pfad an der Weser als 'Schleppstraße' bezeichnet. Die Stätte Nr. 66 (Jürgen Kirchhoff) wird als 'liegt wüst' bezeichnet. Über den Besitzer erfahren wir, daß er die Schafe wäscht, Briefe trägt und in den Mühlgraben geht.
Die Stätten Nr. 13 (Heinrich Schlenßcher, heute Karl Schlensker, Ellerburger Straße), Nr. 38 (Meinerd Törner, heute Meinert, Teichweg) und Nr. 22 (Schmitt, heute Schmidt, Am Heesen) gehören zu den wenigen, deren Name - wenn auch mit veränderter Schreibweise - über die Jahrhunderte erhalten geblieben ist. Der Name des Besitzers der Stätte Nr. 48 (Johann Hucke, heute Gaststätte Lücking) ist in den noch heute bekannten Bezeichnungen Hucks - Höhe (bzw. Huxhöhe), Hucks Tannen (bzw. Lückings Tannen) und Hucks Mariechen erhalten geblieben.
Nr. |
Urbar 1682 |
Art |
1818 |
1900 |
1985 |
|
|
|
|
|
|
1 |
Fromme/Neyhuß |
Hm. |
Franke |
Lückemann |
Lückemann, Frankenring |
2 |
Bockemeyer |
Hm. |
Bokemeyer |
Kleinschmidt |
Kleinschmidt, Möllberger Str. |
3 |
Beuke |
Hm. |
Tebbe |
Tebbe |
Tebbe, Kastanienweg |
4 |
Pappens/Huck |
Gr.K. |
Kohlmeyer |
Nagel |
Nagel, Vennebeckerbruch |
5 |
Pieper |
Kl.K. |
Pieper |
Vehrling |
Kütemeier, Vennebeckerbruch |
6 |
Brahnal/Meyer |
Kl.K. |
Branahl |
Kelle |
Meier, Vennebeckerbruch |
7 |
Joachim Fischöfft |
Gr.K. |
Korff |
Korff |
Dettmer, Wittenhusen |
8 |
Arndt Fischöfft |
Gr.K. |
Steffen |
Steffen |
Steffen, Wittenhusen |
9 |
Johanning |
Gr.K. |
Roewer |
Kelle |
Baumann, Vennebeckerbruch |
10 |
Lübkemann |
Kl.K. |
Lübkemann |
Krückemeier |
Krückemeier, Gänsemarkt |
11 |
Barthel Köster |
Gr.B. |
Vogt |
Vogt |
Vogt, Forellenweg |
12 |
Pastor Buße/Brandt |
? |
Kording |
Hermening |
Fromme/Wehking, Heesen |
13 |
Schlenßker |
Gr.K. |
Schlensker |
Schlensker |
Schlensker, Ellerburg |
14 |
Meyer |
Gr.B. |
Kohlmeyer |
Steffen |
Schlensker, Im Stillen Winkel |
15 |
Tebbe |
Gr.B. |
Kühme |
Heuke |
Arnsmeier, Gänsemarkt |
16 |
Strangmann |
Gr.B. |
Strangmann |
Steffen |
Watermann, Am Kruge |
17 |
Weber |
Kl.B. |
Krückemeyer |
Schulte/Hahne |
Handirk, Kastanienweg |
18 |
Hucke |
Gr.B. |
Henke |
Schellknecht |
Diekmann, Im Stillen Winkel |
19 |
Schulte |
Gr.B. |
Schulte |
Schulte |
Kerth, Forellenweg |
20 |
Köster |
Gr.B. |
Nagel |
Nagel |
Nagel, Ellerburg |
21 |
Voß |
Gr.B. |
Voß |
Tebbe |
Lindemann, Vennebeckerbruch |
22 |
Schmitt |
Gr.B. |
Schmidt |
Schmidt |
Schmidt, Am Heesen |
23 |
Röttger |
Nb. |
Röttger |
Hecker |
Stille, Vlothoer Str. |
24 |
Voß |
Kl.B. |
Stockmann |
Brandt |
Gommerz, Vlothoer Str. |
25 |
Kohlmeyer |
Kl.B. |
Schröder |
Büsching |
Büsching, Kastenweg |
26 |
Krückemeyer |
Kl.B. |
Krückemeyer |
Schäpsmeier |
Schäpsmeier, Vennebeckerbruch |
27 |
Iburgk |
Kl.B. |
Westermann |
Nagel |
Siemonsmeier, Vennebeckerbruch |
28 |
Voigt |
K1.B. |
Grimpe |
Nagel |
Nagel, Vennebeckerbruch |
29 |
Niehuß |
Kl.B. |
Johanning |
Röttger |
E. Nestler, Vlothoer Str. |
30 |
Meyer |
Gr.B. |
Beilke |
Beilke |
Kruse, Ellernstr. |
31 |
Hölscher |
K1.B. |
Hölscher |
Büsching |
Büsching, An der Autobahn |
32 |
Nolte |
K1.B. |
Nolte |
Nolte |
Nagel, Vennebeckerbruch |
33 |
Huck |
K1.B. |
Krückemeyer |
Mohme |
Mohme, Bornholzweg |
34 |
Schweer |
Kl.B. |
Schrader |
Böhne |
Böhne, Eichenweg |
35 |
Brandt |
K1.B. |
Brandt |
Nenneker |
Vaudt, Im Stillen Winkel |
36 |
Brandt |
K1.B. |
Fisches |
Müller |
Müller, Im Stillen Winkel |
37 |
Grothauß |
K1.B. |
Steinmann |
Neitmann |
Neitmann, Möllberger Str. |
38 |
Meinerd |
K1.B. |
Meinert |
Meinert |
Meinert, Teichweg |
39 |
Schilling |
Kl.B. |
Diesselhorst |
Oberpottkamp |
Pieper, Möllberger Str. |
40 |
Schmidt |
K1.B. |
Schmidt |
Buschmann |
Buschmann, Ellernstr. |
41 |
Engelke |
K1.B. |
Heucke |
Heuke |
Hanke, Teichweg |
42 |
Voeth |
Kl.B. |
Vaut |
Krückemeier |
Krückemeier, Eichenweg |
43 |
Schnadthorst |
K1.B. |
Schilling |
Höltkemeier |
Zelle, Rektor-Seemann Str. |
44 |
Küster |
Gr.B. |
Wilms |
Kohlmeier |
Kohlmeier, Wilmsbrink |
45 |
Meyer |
Kl.B. |
Meyer - Schmidt |
Hermening |
Gundermann, Ellerburger Str. |
46 |
Schrammens Witwe |
Gr.B. |
Kleinschmidt |
Haverkamp |
Macke, Im Stillen Winkel |
47 |
Remmert |
K1.B. |
Remmert |
Bierbaum |
Bulmahn, Frankenring |
48 |
Hucke |
Gr.B. |
Hucks |
Lücking |
Lücking, Vlothoer Str. |
49 |
Kemmena |
K1.B. |
Kemmena |
Müller |
Liesegang, Gänsemarkt |
50 |
? |
K1.B. |
Edler |
Ullrich |
Ullrich, Vennebeckerbruch |
51 |
Schütte |
K1.B. |
Kruse |
Kruse |
Lübkemann, Vlothoer Str. |
52 |
Koltemeyers |
Gr.B. |
Bülte |
Brandt |
Brandt, Im Stillen Winkel |
53 |
Brandt |
K1.B. |
Dettmers |
Lücking |
Hauenschild, Vlothoer Str. |
54 |
Bakemeyer |
K1.B. |
Ullrich |
Bröker |
Röttger, Vlothoer Str. |
55 |
Danneberg |
K1.B. |
Kruse |
Kruse |
Willgeroth, Vlothoer Str. |
56 |
Kohlmeier |
Kl.B. |
Kortte |
Bröker |
1984 abgerissen |
57 |
? |
Gr.B. |
Kohring |
Neitmann |
abgerissen |
58 |
Schulmeister Schalk |
? |
Wendisch |
Rothmüller |
Müller, Gänsemarkt |
59 |
Dierling |
Gr.B. |
Schnier |
Lübkemann |
Kohlmeier, Rektor-Seemann Str. |
60 |
Neidmann |
K1.B. |
Werner |
Nolte/Schulte |
Rekort, Costedter Str. |
61 |
Dollert |
Kl.B. |
Dullert |
Brandt |
Meier, Möllberger Str. |
62 |
? |
Kl.B. |
Dullert |
Seilmann |
Kohlmeier, Am Kruge |
63 |
? |
Kl.B. |
Schellknecht |
Tenge |
Tenge, Möllberger Str. |
64 |
? |
Kl.B. |
Pohlmann |
Krückemeier |
Müller, Im Stillen Winkel |
65 |
? |
Kl.B. |
Herbolte |
Henke |
Stille, Im Stillen Winkel |
66 |
Krickhoff |
Kl.B. |
Giesselmann |
Bornemann |
Kolodze j, Rektor-Seemann Str. |
67 |
? |
Gr.B. |
Macke |
von Oheimb |
Körting/Korff, Möllberger Str. |
68 |
? |
Gr.B. |
Johanning |
Johanning |
Tenge, Schüttenweg |
69 |
? |
Gr.B. |
Pape |
Bick |
Büsching, Frankenring |
70 |
? |
Gr.B. |
Lübkemann |
Rühme |
Hupe, Vlothoer Str. |
71 |
? |
Gr.B. |
Meyer |
Kütemeier |
Kütemeier, Rektor-Seemann Str. |
72 |
? |
KL.B. |
Kipp |
Kipp |
Schulte, Vennebeckerbruch |
73 |
? |
Kl.B. |
Droste |
Droste |
Wiele, Am Heesen |
74 |
? |
Nb. |
Henke |
Pohlmann |
Eisenblätter, Im Stillen Winkel |
75 |
? |
Nb. |
Brüning |
Macke |
Dammeier, Möllberger Str. |
76 |
? |
Kl.B. |
Küthemeyer |
Kütemeier |
Kuhlmann, Bornholzweg |
77 |
? |
Kl.B. |
Broekers |
Bröker |
Traue, Eichenweg |
78 |
? |
Nb. |
Wessel |
Harre |
Harre, Vennebeckerbruch |
79 |
? |
Nb. |
Brauns |
Meierbröker |
Schwichow, Vennebeckerbruch |
80 |
? |
Nb. |
Müller |
Müller |
Nagel, Bornholzweg |
81 |
? |
Nb. |
Huckes |
Büsching |
Krause, Seelwartstr. |
82 |
? |
Nb. |
Brinkmann |
Brandt |
Remmert, Seelwartstr. |
83 |
? |
Nb. |
Krüger |
Schulte |
Brandt,Seelwartstr. |
84 |
? |
Nb. |
Büsching |
Büsching |
Büsching, Seelwartstr. |
85 |
? |
Nb. |
Junghans |
Ahlert |
Kapp, Eichenweg |
86 |
? |
Nb. |
Kohlmeyer |
Kohlmeier |
Grunenberg, Eichenweg |
87 |
? |
Nb. |
Grandmann |
Grandmann |
Rekort, Eichenweg |
88 |
? |
Nb. |
Müther |
Beilke |
Beilke/Gawehn, Eichenweg |
89 |
? |
Nb. |
Büsching |
Büsching |
Nenneker, Eichenweg |
90 |
? |
Nb. |
Giesselmann |
Giesselmann |
Rühme, Am Heesen |
91 |
? |
Nb. |
Rehkordt |
Johanning |
Meier, Am Heesen |
92 |
? |
Nb. |
Fromme |
Müther |
Müther, Am Heesen |
93 |
? |
Nb. |
Neidmann |
Neitmann |
Reinecke/Radßat, Am Heesen |
94 |
? |
Nb. |
Meyer |
Meier |
Hahne, Seelwartstr. |
95 |
? |
Nb. |
Nagel |
Vieth |
Oestreich, Seelwartstr. |
96 |
? |
Nb. |
Macke |
Schäfer |
Schäfer, Seelwartstr. |
97 |
? |
Nb. |
Bick |
Bick |
Kruse, Seelwartstr. |
98 |
? |
Nb. |
Brandt |
Meier |
Plattner, Seelwartstr. |
99 |
? |
Nb. |
Müller |
Dr. Callmeier |
Callmeier, Vlothoer Str. |
100 |
? |
Nb. |
Voß |
Pieper |
Edler, Vlothoer Str. |
101 |
? |
Nb. |
Büschenfeld |
Korff |
Korff, Am Heesen |
102 |
? |
Nb. |
Eilbracht |
Pape |
Danker, Vlothoer Str. |
103 |
? |
Nb. |
Paht |
Mohme |
Mohme, Vlothoer Str. |
104 |
? |
Nb. |
Brandt |
Maschmeyer Mühle |
Kleemeyer, Hackfeldstr. |
105 |
? |
Nb. |
Schulte |
Berg |
Teschner, Schäferhof |
106 |
? |
Nb. |
Brandt |
Ohlemeier |
Ohlemeyer, Schäferhof |
107 |
? |
Nb. |
Kohlmeyer |
Keppeler |
Müller, Schäferhof |
108 |
? |
Nb. |
Heineke |
Vaudt |
Vaudt, Ellerburger Str. |
109 |
? |
Nb. |
Volkening |
Kohlmeier |
Lürssen, Vennebeckerbruch |
110 |
Schäferhof |
? |
Förster Krause |
Schilling |
Alm, Schäferhof |
111 |
Gut Holzhausen |
? |
Gut von Oheimb |
von Oheimb |
DRK - Kurheim |
112 |
? |
Nb. |
Strathmann |
Strathmann |
Schewe, Möllberger Str. |
113 |
? |
Nb. |
Brandt |
Brandt |
Hölscher, Vlothoer Str. |
114 |
? |
Nb. |
Müller |
Bakemeier |
Kelle, Vlothoer Str. |
115 |
? |
Nb. |
Schröder |
Schröder |
Schröder, Vennebeckerbruch |
116 |
? |
Nb. |
Rothenhoff |
Hanke |
Hanke, Möllberger Str. |
Erklärungen:
Hm. = Halbmeier;
Gr.K. = Große Kötter;
Kl.K. = Kleine Kötter;
Gr.B. = Große Brinksitzer;
Kl.B. = Kleine Brinksitzer;
Nb. = Neubauer
Die Bebauung und Straßenführung
Das Urbar ermöglicht eine Anschauung über die damalige Besiedlung in Holzhausen. Der Wald reichte bis an den Dorfkrug heran. Die Möllberger Straße und die Ellerburger Straße waren zu jener Zeit noch nicht gebaut. Ein Mühlpfad führte von Kleinschmidt (Bakemeier) Nr. 2 über Vogt (Barthel Köster) Nr. 11 am Bruch bis zur Wassermühle am Amorkamp. (Die Reste der Mühle befinden sich am Rande des heutigen Sportplatzes.)
Die älteste Verkehrsstraße war der 'Vlöthske Weg'. Dieser führte von Holtrup kommend über Vennebeckerbruch, Ellerburg, Heesen und Findel in Richtung Hausberge und Minden. Seit 1616 war der 'Vlöthske Weg' Brandenburgischer Postweg von Minden nach Herford. Der erste durchgehende Postritt von Köln nach Hamburg auf diesem Wege fand im September 1616 statt. Die Postreiter benötigten für die Strecke vier bis fünf Tage, was sicher eine beachtliche Leistung war.
Die ersten Häuser in Holzhausen lagen um die Kirche, im Bruch, in Wittenhusen und im Vennebeckerbruch. Voraussetzung einer Ansiedlung war immer das Vorhandensein von Quellwasser. So verläuft von Kleinschrnidt über Hanke/Heuke, Frankenring, Watermann, Schnakenborn, alter Sportplatz, Hexenbrink bis Rekort eine Wasserader, die dann ins Jungfernholz mündet. Im Bruch befindet sich der Kaspool, eine heute noch funktionierende Quelle.
Die auf der nächsten Seite abgedruckte Karte zeigt die Besiedlung und den Verlauf der Wege, wie es sich aus dem Urbar ergibt. Die Häuser mit den Nummern 12, 25, 39, 51, 61 und 63 befanden sich in der Ortsmitte. Diese Stätten sind abgebrannt oder abgerissen und nach 1900 an ihren heutigen Plätzen, an denen sie auf der Karte verzeichnet sind, neu erbaut worden. Die früheren Standorte konnten leider nicht mehr rekonstruiert werden.
Alle Stätten von der Nr. 67 bis zur Nr. 116 wurden in der Zeit von 1700 - 1818 errichtet. Diese sind also im Holzhauser Urbar von 1682 noch nicht erwähnt. Von 1700 bis 1790 sind dabei nur etwa 10 Häuser neu gebaut worden: die Bevölkerung war durch die vielen Kriege weitestgehend verarmt, so daß sie sich keine Neubauten leisten konnte.
Im Jahre 1798/99 wurde der Schäferhof verkauft. Dieses ermöglichte die Neuansiedlung von insgesamt 29 Köttern auf den ca. 400 Morgen Land des Schäferhofes. Diese Stätten befinden sich an den heutigen Straßen Am Heesen, Eichenweg, Seelwartstraße und Vlothoer Straße. Eine der in diesem Zusammenhang erstellten Urkunden zur Verteilung des Schäferhofschen Landes ist auf der übernächsten Seite abgedruckt.
Eine der Urkunden über die Aufteilung des Schäferhofes 1798/99
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Wald der Holzhauser Mark gerodet, so daß weiterer Platz für Äcker, Wiesen und Weiden entstand.
1790 - 1800 wurde auch die königliche Domäne am Holzhauser Brink aufgeteilt. Die Heuerlinge und Soldaten Christian Heuke, Heinrich Krüger, Dietrich Brinkmann und F. Bornemann erhielten je 2 - 4 Morgen dieses Landes. Vom Bau dieser vier Häuser ist noch ein Kostenvoranschlag des Zimmermeisters Kohlmeier erhalten. Kohlmeier, der damals viele Häuser in Holzhausen gebaut hat, veranschlagte für das Material und den Arbeitslohn zur Errichtung eines der Wohnhäuser genau 423,10 Taler.
Die Straßenverläufe sollten sich im Laufe der Jahrhunderte noch so sehr ändern, daß von den Wegen zur Zeit des Urbars kaum noch etwas vorhanden ist. Mit dem Ausbau der Straße 'Unter dem Berge' (B 61 von Bad Oeynhausen nach Barkhausen) auf der linken Weserseite, die um das Jahr 1806 durch Napoleon erfolgte, verlor der 'Vlöthske Weg' praktisch an Bedeutung. 1830 wurde die Landstraße von Minden nach Vössen gebaut und damit war auch für Holzhausen eine unmittelbare Verbindung nach Minden geschaffen.
1863 wurde der Bau der Straße von Holzhausen nach Costedt begonnen, ein Jahr später begannen auf Drängen des Ortspfarrers als Mittel zur Arbeitsbeschaffung die Arbeiten für die Befestigung der Kreisstraße nach Hausberge. Mit dem bei der Schürfung nach Eisenstein in den Jahren 1865 - 1870 anfallenden Abraum aus den Bergen entstand der Weg 'Am Jungfernholz'. In die gleiche Zeit fiel der Bau der Straße von Hausberge bis Vennebeck. In den Jahren 1892 - 1894 kommen Findelstraße, Hackfeldstraße, Findelshöhe, Kleinschmidtskamp, Ellerburger, Straße, Forellenweg, Möllberger Straße und Teichweg hinzu.
Nach der Verkoppelung von 1894/95 begann eine besonders rege Bautätigkeit. An der Ellerburger Straße, Möllberger Straße, Hainebuch, Teichdamm, Forellenweg, Rektor - Seemann - Straße, Hackfeldstraße und Findelshöhe wurde in den nächsten Jahren etwa 100 Häuser neu erbaut. Die Tabelle der Einwohnerzahlen bestätigt einen hohen Anstieg in den wenigen Jahren von 1885 - 1905:
1150 | 150 Einwohner |
1818 | 782 Einwohner |
1843 | 1002 Einwohner |
1885 | 1272 Einwohner |
1905 | 1840 Einwohner |
1918 | 2200 Einwohner |
1939 | 2122 Einwohner |
1950 | 2813 Einwohner |
1969 | 3660 Einwohner |
1985 | 3663 Einwohner |
Insgesamt hat sich die Anzahl der Wohnhäuser in Holzhausen von der Verkoppelung von 1894/95 bis zum 1. Weltkrieg verdoppelt. Insbesondere der Findel und der Grüne Wenzel wurden neu besiedelt.
Nur durch den Einsatz der gesamten Familie im Arbeitsleben war für die meisten Familien der Bau eines kleinen Anwesens überhaupt erst möglich. Das Kapital mußte häufig geliehen werden. Da sich private Geldgeber oft als Wucherer erwiesen, besann man sich auf Selbsthilfe und es kam zur Gründung der Amtssparkasse Hausberge (1896) und der Spar- und Darlehnskasse Holzhausen (1905).
Beim Bau der Häuser konnten die gemeindeeigenen Sand- und Kieslöcher sowie der Lehmstich genutzt werden. Nachbarschaftshilfe wurde großgeschrieben: die Landwirte brachten mit ihren Gespannen kostenlos Steine, Sand und Holz heran. Dieses kostenlose Arbeiten nannte man `Borgfesten´.
Die Grenzen der Holzhauser Mark
Als Schwierigkeit im Zusammenhang mit der Besiedlung und Beackerung des, Landes tauchte immer wieder die Notwendigkeit auf, die genauen Grenzen zwischen den einzelnen Marken festzustellen. Die Grenzen zwischen den Gemarkungen waren nicht durch Grenzsteine festgelegt. Da, wo keine natürlichen Grenzen - zum Beispiel Gewässer - waren, wurden sie unter anderem durch Malbäume, Raine, Hecken oder Zäune gekennzeichnet.
Von Zeit zu Zeit fanden `Schnatgänge´ oder `Grenzbeziehungen´ statt, bei denen die Grenzen begangen und die Grenzzeichen kontrolliert und nötigenfalls erneuert wurden. Ein Protokoll des Schnatganges vom 22. und 23. September 1795 zwischen Hausberge und Holzhausen ist erhalten geblieben. Neben den Vertretern der Obrigkeit (Forstbehörde, Steuerbehörde und Magistrat) nahmen Bürger und Vertreter der Markgenossenschaften an diesem Schnatgang teil.
An den jeweiligen Grenzmarkierungen (meist den Grenzbäumen) wurden die Grenzzeichen aufgefrischt. Dazu grub man jeweils feierlich Eierschalen, Glasscherben, Ziegelstücke und Holzkohle ein. Diese Materialien, die als unverwesbar galten, sollten den Verlauf der Grenze für den Fall rekonstruierbar machen, daß die Grenzbäume durch Feuer oder Sturm beschädigt wurden. An den Grenzbäumen erhielt dann jeweils ein Knabe einige - symbolische - leichte Schläge mit dem Hirschfänger, damit er sich die Grenze einpräge.
Ein Schnatgang war immer eine festliche Angelegenheit. Da die Teilnehmer an diesem Tage auch festlich bewirtet wurden - unter anderem wurde die traditionelle 'Grenzsuppe' angeboten - war der Schnatgang für die Gemeinden auch eine größere Ausgabe. So beantwortet zum Beispiel der Oberforstmeister die Einladung zum Schnatgang mit folgenden Zeilen:
"Die Grenzsuppe, die wie an jenem Tage nach beendigter Arbeit mit verzehren zu helfen von einem Wohllöblichen Magistrat eingeladen werden, nehmen wie mit ergebenen Dank an und werden die Ehre haben, aufzuwarten; ich für meine Person aber werde, damit von der Suppe gar nichts übrig bleiben möge, einen recht großen Löffel mitbringen. "
1821 begann dann die Teilung der vier Hausberger Marken. Der große gemeinsame Besitz wurde auf die einzelnen Mitglieder der Markgenossenschaft aufgeteilt und war fortan Privatbesitz. Die Schulchronik berichtet darüber:
"Die Teilung der vier Hausberger Marken begann im Jahre 1821. Erst 1849 war sie beendet. Die Teilungsverhandlungen über die Feststellung der Rechte und damit der Markanteile der vielen Markgenossen war schwer und langwierig. Die Vermessung und Aufeilung des großen Waldflächen, die Anlage der Wege verursachten viel Mühe und erforderte die Arbeit vieler Jahre. Durch die Bauern mußten viele Tagewerke unentgeltlich geleistet werden.
Als die Teilung begann, hatten die einzelnen Marken folgende Größen:
1. Holzhauser Mark 1.981 Morgen
Die Markberechtigten waren Bauern aus Holzhausen, Costedt und Möllbergen.
2. Lohfelder Mark 1.619 Morgen
3.Veltheimer Mark 1.561 Morgen
4. Buhner Mark 3.071 Morgen
Heute sind von den großen Waldungen der 4 Marken nur noch Waldreste vorhanden, meist zu Ackerland gemacht."
Gleichzeitig mit der Markenteilung wurde das Huderecht aufgehoben. Das Huderecht erlaubte bisher den Gütern, ihre Schafe auf den Wiesen der Bauern zu weiden. Trotz dieser Verbesserung für die Bauern herrschte keine Zufriedenheit über die Markenteilung. Gerade die kleinen Höfe sind bei dieser Neuaufteilung benachteiligt worden.
Bereits wenige Jahrzehnte später erfolgte wieder eine Neuaufteilung: Die 'Verkopplung' von 1894/95 teilte die im Laufe der Zeit zerstreuten Acker- und Wiesenflächen in langen und zähen Verhandlungen mit den Betroffenen neu auf. Eine gerechte Aufteilung ist jedoch auch in diesem Fall nicht gelungen, zumal die Güter von der Neuregelung ausgenommen waren.
Eine Klage, welche die Kötter Neidmann Nr. 37, Meinert Nr. 38, Büsching Nr. 39, Ahlert Nr. 85, Kohlmeier Nr. 86, Rekort Nr. 87 und Beilke Nr. 88 im Jahre 1894 gegen das Gut Holzhausen wegen Benachteiligung führten, hatte Erfolg.
STARK FÜR HOLZHAUSEN