Die Nachkriegszeit

Die ersten Jahre nach dem Krieg wurden zunächst einmal durch die schlechte Wirtschaftslage geprägt. Heimkehrende Kriegsgefangene belasteten den ohnehin schon angespannten Arbeitsmarkt.
Der Heimkehrerstrom versiegte erst nach mehreren Jahren. Der letzte Holzhauser Bürger, der aus Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, war Karl Hildebrand, Costedter Straße, der erst im Januar 1954 aus Russland zurückkam.
Durch die unsichere wirtschaftliche Situation wurden Tauschgeschäfte und Hamsterkäufe zur täglichen Routine. Kohlenzüge, die vor den Signalen hielten, waren für die Einwohner eine willkommene Gelegenheit sich mit Heizmaterial zu versorgen.

 

Die größtenteils zerstörten Betriebe in Minden und Bad Oeynhausen befanden sich noch im Wiederaufbau. Unzerstörte Betriebe waren vielfach von den Engländern für ihre Zwecke besetzt worden.

Erst als am 20. Juli 1948 mit der Währungsreform die 'Deutsche Mark' eingeführt wurde, füllten sich mit diesem stabilen Geld wieder die Geschäfte. Nach Bildung der Bundesrepublik Deutschland begann die Phase des Aufbaus, der auch in Holzhausen schnell spürbar wurde.

 

Bereits am 11. 12. 1945 trat der neue Rat erstmals wieder zusammen. Es wurden gewählt : Bürgermeister Karl Brinkmann, Gemeindevertreter: Schröder 344, Kohlmeier 44, Kruse 55, Detering 304, Schlensker 68, Hohmeier 260, Hohmeier 276, Kleinschmidt 2, Ridder 119, Edler 177, Hermening 213, Lenger 366, Bick 15, Simonsmeier 27, Büsching 84 und Höltkemeier 43. Die im Jahre 1946 abgeänderte Gemeindeordnung sah nach britischem Vorbild Bürgermeister und Amtsdirektor vor. Der erste Amtsdirektor Caase wurde noch von den Alliierten eingesetzt.

 

Karl Brinkmann blieb bis 1961 Bürgermeister. Danach war bis 1969 Heinrich Edler und schließlich bis zur Eingemeindung 1972 August Tenge in diesem Amt.

 

 

Der Wohnungsbau

 

In der Folge mußte sich der Rat viel mit Wohn- und Vertriebenen­fragen beschäftigen. Die Unterbringung der oft nur mit wenig Habe hier in Holzhausen eintreffenden Flüchtlinge und Vertriebenen war lange Zeit eine Hauptaufgabe der Ratsarbeit. So wurde auch ein Vertriebenenbeirat gewählt.

 

Am 27. 12. 46 beschloß der Rat, von dem Gutsbesitzer Böhme (Rothenhoff) ein Gelände am Findel in der Größe von 3,94 ha zum Preis von 1,- Mark pro Quadratmeter zu erwerben. Dieses Gelände an heutigen Kleinschmidtskamp und Hackfeldskamp wurde für Kleinsiedlungen zur Verfügung gestellt.

 

Wegen der Wohnungsnot verkaufte die Gemeinde zunächst noch vorhandene Behelfsheime für 250 Mark. Sogar ein Antrag zu Aufstellung eines Eisenbahnwaggons für Wohnzwecke wurde gestellt.

 

Um den vielen Vertriebenen den Bau eines Eigenheims zu ermöglichen stellte man das zum Gut Amorkamp gehörende Gelände am Hitzpohl hierfür bereit. Die Gemeinde baute die Straßen mit Kanalisation und Wasserleitungen aus. Die ersten Häuser entstanden 1952 an de Königsberger Straße. Die Grundstücksgröße betrug etwa 1.200 Quadratmeter. Die Häuser wurden aus Bimsstein und mit Stallungen gebaut. Badezimmer waren noch nicht vorgesehen. Es folgte die Kleinbauernsiedlung, die mit 7 Häusern auf je einem Morgen Land entstand.

 

Unter der Bauleitung und Betreuung durch die Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Minden entstanden danach 35 Nebenerwerbsstellen, die jeweils 0,5 Morgen Bauland und 0,5 Morgen Ackerland hatten. Die hier gebauten Häuser kosteten mit Grundstück etwa 34.500,- DM. Der Kaufpreis der Grundstücke betrug dabei -,90 DM pro Quadratmeter. Da die Bauherren durchweg verlorene Besitzungen in den Ostgebieten nachweisen konnten, erhielten sie eine zinsfreie Hypothek, um den Bau der Häuser zu finanzieren. Dabei wurde die Viehhaltung vertraglich festgelegt.

 

Später kamen noch einige weitere Häuser hinzu, so daß diese Siedlung zur größten abgeschlossenen Siedlung von Vertriebenen im Altkreis Minden wurde. Heute sind in diesen Häusern die Ställe weitgehend dem Bau von Badezimmern gewichen.

 

Da die Vertriebenen in Holzhausen einen hohen Bevölkerungsanteil ausmachen, haben wir diesem Thema noch ein gesondertes Kapitel gewidmet.

 

1963 verkaufte die Gemeinde das nicht mehr genutzte Lehmstich (Nachtrag d.Red. in 2023: Linken Mühle / Im Vahrenhop) an junge bauwillige Bürger. Dort entstanden Häuser mit einer Grundstücksgröße von 600 Quadratmeter. Der Preis des Baulandes betrug mittlerweile schon 6,- DM pro Quadratmeter.

 

Heute stehen in Holzhausen etwa 900 Häuser. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg sind genauso viele Häuser entstanden wie in all den Jahrhunderten zuvor. Vergleicht man das mit der Entwicklung der Einwohnerzahlen, so stellt man fest, daß sie nicht in dem gleichen Maße gestiegen sind wie die Anzahl der Wohnhäuser. Das ist ein weiterer Beleg für die mittlerweile gestiegenen Ansprüche an die Wohnqualität.

 

Ein Blick auf die Preise für Bauland, die von -,70 DM pro Quadrat­meter im Jahre 1951 auf mittlerweile 60,- bis 70,- DM pro Quadrat­meter gestiegen sind, macht deutlich, wie wertvoll der ja nicht vermehrbare Grund und Boden geworden ist.

 

 

Industrieansiedlung

 

Neben dem Bau von Wohnhäusern stand die Ansiedlung von Industrie im Mittelpunkt der Ratsarbeit.
Auf der Ratssitzung vom 28. 12. 1948 wurde einstimmig beschlossen, dem Möbelfabrikanten Fritz Brandt die Röthe - Wiese, die bislang als Feuerwehrplatz diente, zum Preis von 1,20 DM je Quadratmeter zu verkaufen. Das angrenzende Grundstück Gust erwarb Fritz Brandt gleichfalls, so daß er auf dem Gelände eine Möbelfabrik errichten konnte. Das restliche Gelände der Röthe erwarb der Einwohner Alfred Thom für Bauzwecke. Damit verschwand die gesamte Röthe - Kuhle (Nachtrag d.Red. in 2023: Gebiet zw. Ellerburger Str. / Vlothoer Str. und Frankenring /Gänsemarkt) . Diese Veränderung des Ortsbildes kann aus heutiger Sicht nur mit einem gewissen Bedauern gesehen werden.

 

Im März 1949 baute die Konsumgenossenschaft Minden auf dem alten Schulhof ihre Verkaufsstelle. Wenig später folgte das Geschäft Fasse (Nachtrag d.Red. in 2023. Versicherungsunternehmen).

 

Das große Sandvorkommen am Papensgrund war der Grund für den Bau des Kalksandsteinwerkes in den Jahren 1951/52. In den Jahren des Baubooms beschäftigte diese Ziegelei in 3 Schichten bis zu 200 Mann. Eine Tagesproduktion reichte für den Bau von 3 Wohnhäusern aus. Nachdem die dafür freigegebene Waldfläche ausgebeutet war und auch der Absatz rückläufig wurde, ist der Betrieb 1981/82 eingestellt und abgerissen worden. Die Grube wird zur Zeit verfüllt und später rekultiviert.

 

Für weitere Industrieansiedlungen bot sich die alte Grandkuhle (Lehmstich) an. Nachdem diese angefüllt worden war, wurde das Gelände als Industriegebiet ausgewiesen. Dort siedelten sich ab 1967 insgesamt 7 Betriebe an (Nachtrag d.Red. in 2023: Linken Mühle / Industrieweg).

 

Kalksandsteinwerk/Luftbild 1975
Kalksandsteinwerk/Luftbild 1975

 

Öffentliche Bauvorhaben

 

Neben der regen privaten Bautätigkeit wurde nach dem Kriege auch durch die öffentliche Hand gebaut. In Eigenleistung ebneten 1949 Mitglieder des Sportvereins die bis dahin bestehenden Kieslöcher an der heutigen Grundschule ein und schafften damit einen Sportplatz. Zu den Kosten für die Stützmauer an dem Platz, der heute als Schulhof bzw. Spielplatz dient, zahlte der Sportverein einen Anteil von 2.800 DM. Zur Einweihung erhielt der Sportverein 300 DM für geleistete Arbeiten. Dieser Sportplatz, dessen Abmessungen später nicht mehr ausreichten, wurde bis 1967 genutzt. Das bisherige Sportgelände am Findel wurde 1948 als Bauland freigegeben.

 

1949 begannen auch die Grundstücksverhandlungen für den Bau einer Friedhofskapelle. Diese konnte dann am 24. Mai 1953 eingeweiht werden.

 

Zur Finanzierung des Erweiterungsbaues der heutigen Grundschule verkaufte die Gemeinde ihre Grundstücksflächen an der Vlothoer Straße. Es handelt sich um das mittlerweile bebaute Gelände von der Spadaka (Nachtrag d.Red. in 2023: Physiotherapie) bis zur Fleischerei Nestler (Nachtrag d.Red. in 2023: NP-Markt).

 

Die alte Schule an der Kreisstraße - heute Stadtsparkasse - wurde nicht mehr genutzt. Sie wurde vom Kreis Minden erworben. Der Kaufpreis von 45.000 DM wurde der Schulbaurücklage zugeführt. Der Kreis richtete dann in der alten Schule eine Berufsschule ein, welche jedoch wegen rückläufiger Schülerzahlen nur wenige Jahre Bestand hatte. Bereits 1963 kaufte die Gemeinde das Gebäude zurück und richtete dort das Gemeindehaus mit dem Standesamt ein. Die übrigen Räume übernahm die Stadtsparkasse.

 

Der Ausbau der Grundschule begann 1951 und sah 8 Klassenräume und 4 Lehrerwohnungen vor. Die Kosten für die Arbeiten, mit denen heimische Handwerker betraut wurden, wurden mit 193.000 DM veranschlagt.

 

1953 erwarb das Deutsche Rote Kreuz das Gut Oheimb. Es wurde umgebaut und dient heute dem DRK als Kurheim (Nachtrag d.Red. in 2023: Hauptaus ist eine Ruine, Nebengebäude wurden abgerissen und ersetzt durch Senioren - und Pflegeheim, im hinteren teil des Geländes wurde eine Kita errichtet).

 

1962 ermöglichte das damalige gute Steueraufkommen der Gemeinde die Einführung von Straßenbeleuchtung. Gleichzeitig erhielten fast alle wichtigen Straßen eine Asphaltdecke.

 

Steigende Kinderzahlen und zunehmende berufliche Tätigkeiten der Mütter waren der Grund, daß 1964 der Kindergarten Amorkamp mit 90 Plätzen gebaut wurde. Das dafür benötigte Land gehörte zu dem insgesamt 28 Morgen großen Gelände, welches die Gemeinde preisgünstig von dem Baron Diomed von Schellersheim erworben hatte.

 

Der Rest dieses Geländes wurde dann auch zum Bau eines neuen Sportplatzes im Jahre 1967 bereitgestellt. Der Bau wurde notwendig, da der alte Sportplatz den Anforderungen nicht mehr genügte. Beim Bau dieses Platzes mit Sportheim ergaben sich planerische und bauliche Fehler, so daß die veranschlagten Kosten weit überschritten wurden.

 

Außerdem wurde auf dem Gelände 1972 weitestgehend in Eigenleistung durch die Krieger - Kameradschaft Holzhausen eine Schießsportanlage erstellt und ein Festplatz für Zeltfeste angelegt. Zur Abrundung der Gestaltung des Geländes forsteten im gleichen Jahr die Holzhauser Vereine den Amorkampschen Park auf. Dort wurden unter Anleitung des Försters Eichen, Linden, Ahorn, Vogelbeeren, Hecken und wilde Rosen gepflanzt.

 

1968 beteiligte sich Holzhausen durch Bereitstellung eines Grundstückes an dem Bau der Kläranlage Hausberge. Die im gleichen Jahr fertiggestellte Umgehungsstraße B 482 brachte der Holzhauser Ortsmitte eine deutliche Verkehrsberuhigung.

 

Trotz der Erweiterung der Schule konnte diese den ständig wachsenden Schülerzahlen nicht mehr Herr werden. So wurde dann der Bau einer Hauptschule (Nachtrag d.Red. in 2023:Wohngebiet Kattkamp und Rektor Gabers Str.) beschlossen. Die neue Schule entstand 1968 am Bruchmühlenweg. Sie verfügt über 12 Klassen mit Nebenräumen, Aula und großer Turnhalle ( (Nachtrag d.Red. in 2023: Schießung im Jahr 2010 ; Abriss im Jahr 2012). Mit finanzieller Hilfe des Landes ist 1969 das Vogelparadies erworben und ausgebaut worden. Das letzte Bauvorhaben der Gemeinde war das 1972 errichtete Feuerwehrgerätehaus (Nachtrag d.Red. in 2023: Heute Bauhof der Stadt Porta Westfalica). Das dafür benutzte Grundstück an der Möllberger Straße ist 10 Morgen groß. Die Sand- und Kiesgruben, die sich vorher auf dem Gelände befanden, waren nach ihrer Ausnützung stillgelegt worden. Abschließend die Feststellung, daß die vormalig selbstständige Gemeinde Holzhausen nach dem Kriege durch die Bereitstellung von kostengünstigem Bauland viel dazu beigetragen hat, diesen Stadtteil zu vergrößern und zu verbessern.

 

Der letzte Gemeinderat von Holzhausen 1972 oben von links nach rechts: Tebbe, Brandt, (Protokollführer) Gerkensmeier, G. Müller, H. Müller, Schlensker, Macke Unten von links nach rechts: Bahn, Hauenschild, Schrader, Tenge, Schober, Flaake, Block
Der letzte Gemeinderat von Holzhausen 1972 oben von links nach rechts: Tebbe, Brandt, (Protokollführer) Gerkensmeier, G. Müller, H. Müller, Schlensker, Macke Unten von links nach rechts: Bahn, Hauenschild, Schrader, Tenge, Schober, Flaake, Block

Doch sollte hier nicht fälschlicherweise der Eindruck entstehen, daß sich die Aufgaben der Gemeinde auf die Koordinierung der hier geschilderten Bauvorhaben beschränkten. So war die Gemeinde zum Beispiel auch für die Bullenhaltung verantwortlich. Aus diesem Grunde erhielt 1951 ein Landwirt zur Beschaffung eines Zuchtbullen ein Darlehen in Höhe von 1.500 DM. Das war immerhin ein Betrag, mit dem man derzeit einen großen Bauplatz erwerben konnte.

 

In das gleiche Jahr 1951 fiel auch die Einführung von Straßen­bezeichnungen. Es wurde dabei der Versuch unternommen, alte Flur­namen möglichst zu erhalten. Das ist auch weitestgehend gelungen.

 

In den 40er und 50er Jahren ist noch mehrfach versucht worden, die Costedter Enklaven zu bereinigen. Der Costedter Rat war zwar von der Richtigkeit der Umgemeindung überzeugt, mochte jedoch die Verantwortung für die Zustimmung nicht übernehmen.

 

Im Zuge der Gebietsneuordung gehört Holzhausen mit Wirkung vom 1. Januar 1973 als einer von 15 Stadtteilen zu der neuen Stadt Porta Westfalica. Holzhausen untersteht somit auch Rat und Verwaltung der Stadt Porta Westfalica.